Freitag, 10. Juni 2011
(Sächsische Zeitung)

Als vor 55 Jahren die Rampische Straße verschwand

Die beim Bombenangriff ausgebrannten Barockhäuser wären zu retten gewesen, sagen Denkmalschützer. Jetzt entstehen sie neu.

Am 16. Juni 1956 wurde begonnen, die Ruinen der Rampischen Straße 29 abzureißen. In den Morgenstunden des 18. Junis war auch der Kopfbau mit der Nummer 33 beräumt. Torsten Kulke von der Gesellschaft historischer Neumarkt Dresden hat viele Akten, Pläne und Zeitungsartikel zu diesem Thema studiert.

Erregung klingt in seiner Stimme, wenn er sagt: "Die Rampische Straße ist ein Synonym für die Abrisswut nach 1945. Die ausgebrannten Häuser gehörten zu den wertvollsten Barockhäusern Europas. Es wäre möglich gewesen, sie wieder aufzubauen." Kulke verweist auf den von Stadtbaurat Herbert Conert erarbeiteten "Großen Dresdner Aufbauplan" 1945/46, der dies noch vorsah. 1950 sei jedoch die Rampische Straße 17 gesprengt worden. Dadurch wurde wiederum die Nummer 19 beschädigt und "eingezogen", wie es damals hieß. Auch die 21 wurde so weiter beschädigt. "Aber für die Häuser 27 bis 33 gab es bei einer Sitzung am 9.April 1956 Sicherungs- und Aufbaupläne. Am 2. Juni wurde noch ein entsprechendes Gutachten von Statiker Preiss vorgelegt", sagt Kulke nach umfangreichen Recherchen. Es sei nie genau geklärt worden, warum es zum plötzlichen Abriss kam.

Der Blick über die Rampische Straße mit dem berühmten Kopfbau auf die Frauenkirche gehörte zu den beliebtesten Ansichten des alten Dresdens. Jetzt ist die Straße bis auf den Kopfbau mehr oder weniger originalgetreu wiederentstanden. Die Nummer 29 hat die Gesellschaft Historischer Neumarkt als Bürgerhaus mit Spenden aufgebaut. Zu den Spendern gehörten Thomas und Christa Schlechte, die sich gestern im fertigen Haus umsahen. (SZ/kle)

Am Pfingstmontag öffnet Torsten Kulke von 13 bis 17 Uhr den Vortragsraum für Interessierte. Der Zugang erfolgt über die Salzgasse 8. Es wird ein 35-minütiger Film über den Wiederaufbau gezeigt und über die Stiftung informiert.

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