Samstag, 20. April 2011
(Sächsische Zeitung)

Was muss dem Hotel Stadt Rom weichen?

Von Denni Klein

Dresden steht vor einer wegweisenden Entscheidung für die Innenstadt. Geklärt werden muss, wie weit der historische Wiederaufbau des Neumarkts gehen soll.

Zwischen Hotel de Saxe (l.) und Heinrich-Schütz-Residenz (r.) soll das „Stadt Rom“ nach historischem Vorbild entstehen, hier allerdings ohne Durchbruch zur Wilsdruffer Straße. Visualisierung: Arte4D/ Andreas Hummel, Foto: André Wirsig

Soll das Hotel Stadt Rom am Neumarkt wieder aufgebaut werden, und wenn ja, wo? Dieser Frage muss sich der Stadtrat stellen. Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) hatte vorgeschlagen, das Projekt zu beerdigen. Doch damit kam er nicht durch. Stattdessen löste er unfreiwillig eine ganz neue Diskussion aus: Wie weit soll der historische Wiederaufbau am Neumarkt gehen?

Die Grünen schlagen vor, alle denkbaren Varianten für den Wiederaufbau des Hotels mit allen Konsequenzen zu vergleichen, bevor eine Entscheidung fällt. Die SZ erklärt die Möglichkeiten.

Variante 1: Kleineres Hotel am Originalstandort bauen

Der Originalstandort, wo das Hotel Stadt Rom um 1740 errichtet worden war, ist heute von den Gagfah-Häusern entlang der Wilsdruffer Straße verbaut. Deshalb gibt es eine Kompromissvariante, das Hotel zu verkürzen und kleiner zu bauen. Damit würde es weitgehend am Originalstandort stehen. Es gilt als schlechter Kompromiss, weil die Nutzbarkeit eines verkleinerten Hauses als Hotel infrage steht.

Variante 2: Den Standort des Hotels leicht verschieben

Ein zweiter bisher diskutierter Vorschlag ist es, das Hotel leicht in Richtung Neumarkt-Mitte zu verschieben. Die Verschiebung sollte ein Kompromiss sein. Doch dieser ist wohl kaum durchsetzbar. Der Grund: Zwischen dem Hotel Stadt Rom und den benachbarten Häusern der Heinrich-Schütz-Residenz auf der einen oder dem Hotel deSaxe auf der anderen Seite wäre je nach Position zu wenig Abstand. Die Eigentümer der schon stehenden Gebäude lehnen das ab, weil das Stadt Rom ihre Häuser verschatten und damit im Wert mindern würde. Bei beiden Kompromissen besteht die Gefahr, dass sich andere Bauherren gegen Auflagen bei der Gestaltung wehren.

Variante 3: Das Hotel gar nicht mehr bauen

Die Verschattungsdiskussion wurde lange geführt, und aus Sicht der Stadtverwaltung ist die Variante nicht genehmigungsfähig. Ohne Baugenehmigung – kein Hotel. Selbst wenn die Stadt die Genehmigung erst einmal erteilen würde, gelten lange juristische Auseinandersetzungen mit den Anliegern als sicher, deren Ausgang möglicherweise das Hotel Stadt Rom verbietet. Die Stadt will den jahrelangen Streit um das Bauprojekt deshalb beenden und die Bebauung ausschließen. Nobelpreisträger Günter Blobel wollte das Hotel bauen.

Variante 4: Teil der Häuser an der Wilsdruffer abreissen

Bisher vermieden wurde eine Diskussion über einen Teilabriss der Gagfah-Häuser an der Wilsdruffer Straße. Doch genau diese Frage wollen die Grünen mit geprüft haben. „Es geht hier um einen Vergleich aller denkbaren Varianten, da gehört diese dazu“, sagt Stadtrat Thomas Löser. Diese Lösung würde die Öffnung der Moritzstraße ermöglichen. Dafür würde auf gut zehn Metern Breite ein Teil des Gebäudes herausgerissen, in dem das Restaurant Szeged einst zu finden war (siehe Grafik).

Auch im Bereich der kleinen Kirchgasse müssten an den Gebäuden Umbauten erfolgen. „Damit wäre der Originalstandort für das Hotel wieder frei, und der südliche Neumarkt bekäme seine historische Fassung und seine Wegebeziehungen zurück“, sagt Thorsten Kulke von der Gesellschaft Historischer Neumarkt. „Das wäre ideal, aber wir erkennen die Realität, dass dort Wohnhäuser stehen, an.“

Grünen-Stadtrat Thomas Löser hält die Variante für realisierbar. „Wenn man das will, muss die Stadt die Häuser von der Gagfah zurückkaufen und umbauen.“ Mit Blick auf die Klage gegen die Gagfah zeichnen sich derzeit neue Chancen ab, die Häuser wieder in städtischen Besitz zu bekommen. „Wir müssen heute darüber die Diskussion mit den Dresdnern führen, um eine langfristige Entscheidung zu erhalten“, sagt Thomas Löser. Heute entscheidet der Bauausschuss, ob die Varianten geprüft werden.

Quelle: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2745042

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