Freitag, 02. September 2011
(Sächsische Zeitung)


Architekt verteidigt umstrittenes Neumarkt-Projekt

Von Bettina Klemm

Um die Wogen im Streit um den Neubau zu glätten, hatte die Stadt zu einer Einwohnerversammlung eingeladen. Das Vorhaben wurde deutlich überarbeitet.

Ausgestanden ist der Streit um die künftige Bebauung an der Galeriestraße noch nicht. Aber nach zweieinhalbstündiger Diskussion hielten sich zur Einwohnerversammlung am Freitag die Meinungen von Befürwortern und Kritikern die Waage. Zu festgefahren sind die Auffassungen darüber, wie viel Modernes der Neumarkt verträgt. Etwa 200 Zuhörer waren gekommen.

Doch selbst Kritiker des Vorhabens von der Gesellschaft historischer Neumarkt zollten dem Architekturbüro Kupferschmidt aus München ihren Respekt. Peter Kupferschmidt präsentierte einen überarbeiteten Entwurf für das künftige Büro-, Geschäfts- und Wohnhaus. Er erklärte, wie er historische Proportionen und Fassadengliederungen aufgegriffen habe. Das Dach hat er kontrastreicher gestaltet und dafür statt Stein Kupfer gewählt. Für die Sockelzonen werden Natursteine aus der Region verwendet, die Fensterscheiben bedruckt.

Ipro-Architekt Ulrich Schönfeld, dessen Unternehmen am Neumarkt sowohl Rekonstruktionen als auch Neubauten errichtet hat, lobte die besondere Qualität des Entwurfs. Er stehe zudem in einer Übergangszone zwischen Altmarkt und Neumarkt.

Kritik an der Dachgestaltung

Architekt Dieter Schölzel gehörte zu jenen acht Architekten, die Anfang der 1990er-Jahre die Grundlagen für die Gestaltung des Neumarktes schufen. Er kritisierte: "Der Entwurf mit dem Staffelgeschoss entspricht absolut nicht diesen Grundsätzen." Besonders ältere Diskussionsredner machten keinen Hehl daraus, dass sie am Neumarkt lieber barocke Häuser hätten. CDU-Stadtrat Joachim Stübner spottete, es seien die "typischen Residenz-Dresdner".

Gerade historische Rekonstruktionen brauchten einen Kontrast, um nicht eintönig zu sein, sagte Martin Drechsel, ein Schüler. Davon geht auch die Stadtplanung aus. Dort, wo es keine ausreichenden Grundlagen für eine Rekonstruktion gibt, soll zeitgemäß gebaut werden.

Zur Einwohnerversammlung war auch Richard Minartz, Geschäftsführender Gesellschafter der KIB Projekt GmbH, angereist. Er erklärte, dass er seit 20 Jahren in Dresden an einer Firma beteiligt und ein ordentlicher Steuerzahler sei. Auf Wunsch der Stadt habe er das Grundstück erworben und sich um ein Einvernehmen bemüht. "Rendite stand bei uns niemals im Vordergrund", versicherte er.

Es habe viele kluge Beiträge von beiden Seiten gegeben, schätzte TU-Professor Thomas Will als einer der letzten Redner ein. Er plädierte dafür, den Ball flach zu halten und die Entscheidung des Stadtrats am Ende zu akzeptieren.


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