Sächsische Zeitung, 22, März 2012


Wie der Neumarkt eine runde Sache wird

Von Bettina Klemm

Stadträte fordern mehr Mitsprache und weniger Gängelei für die Investoren beim Bau.
Aber der Verkauf eines Grundstücks kann jetzt alles verzögern.


Das Swissôtel am Schloss steht kurz vor seiner Eröffnung. Die anderen Gebäude in dem Komplex zwischen Kanzleigässchen und Sporerstraße werden in diesem Sommer fertig. Mit der 90 Millionen Euro teuren Investition hat die Firma Baywobau Dresden eine wichtige Etappe geschafft. Aber im Herzen des Platzes tut sich seit Jahren nichts.

Dabei stehen Investoren für das sogenannte Gewandhaus-Quartier bereit. Sie haben Teilgrundstücke gekauft, viel Geld für archäologische Grabungen, einen Wettbewerb und für Planungen ausgegeben. Doch nun müssen sie um den Zuschlag bangen.

Die Grundstücke: Die Stadt hat alles neu ausgeschrieben

Jahrelang hat die Investorengruppe Kondor Wessel und Günter Blobel das Gewandhaus-Quartier bearbeitet und auf mündliche, öffentliche Zusagen der Stadt vertraut. Sie haben mit Stadtplanern und Gestaltungskommission bereits um die Ausformung von Innenhöfen und der Wohnhäuser gerungen.

Doch nach einer Ausschreibung liegen nun zwei weitere Gebote für die Fläche vor. Wie gestern bekannt wurde, will die Stadt einer anderen Investorengruppe den Zuschlag erteilen, möglicherweise um einen höheren Kaufpreis für das Grundstück zu erzielen. Die Folge könnte eine weitere jahrelange Verzögerung sein, denn warum sollen die unterlegenen Investoren ihre Grundstücke verkaufen?

Für das Areal hinter dem Kulturpalast gibt es laut Auskunft der Stadt vier Gebote. Eine Entscheidung könnte in Kürze fallen.

Die Baupläne: Neue Planungen sind erforderlich

In der gestrigen Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung wurde der Bebauungsplan für das Gewandhaus-Quartier zwischen Jüdenhof, Frauenstraße und Neumarkt wieder aufgehoben. Der Plan sah noch den Bau eines neuen Gewandhauses als Galerie vor. Doch dazu hat der Stadtrat anders entschieden. So soll wahrscheinlich im nächsten Jahr auf der Gewandhausfläche eine Grünanlage entstehen.

Die Ratgeber: Neue Mitglieder in der Gestaltungskommission

Um eine hohe Qualität am Neumarkt zu sichern, hatte der Stadtrat 1996 die Bildung einer Gestaltungskommission für das Kulturhistorische Zentrum beschlossen. Sie berät die Stadtplaner. Allerdings hatten die Architekten und Denkmalpfleger im Gremium auch immer wieder eine moderne Architektur befürwortet. Dies wiederum lehnten zahlreiche Dresdner ab. Zur Zeit gibt es Streit zum Bauprojekt neben dem Kulturpalast.

Nun scheiden im Januar 2012 fünf Mitglieder aus der Gestaltungskommission aus. Eine weitere Stelle ist bereits seit längerer Zeit unbesetzt. Zur gestrigen Ausschusssitzung verständigten sich die Stadträte, wie die Stellen neu besetzt werden sollen. Die Grünen hatten ein Vorschlagsrecht für die Gesellschaft historischer Neumarkt Dresden gefordert. Die Gruppe StadtbilDD kritisiert das "oft selbstherrlich agierende Stadtplanungsamt" und fordert, dass Anregungen aus der Bürgerschaft eine offene und ehrliche Anerkennung finden sollten. CDU-Stadtrat Hans-Joachim Brauns stellt die Gestaltungskommission generell infrage. Der Neumarkt sei weitgehend bebaut, da sei das Gremium nicht mehr erforderlich. Das sieht Grünen-Stadtrat Thomas Löser anders: "Bis auf Ausnahmen hat sie eine hohe Qualität gesichert. Das sollten wir nicht aufgeben. Wir schlagen deshalb vor, eine Gestaltungskommission für die Stadt Dresden zu bilden", sagt Löser. Das Problem sei nicht die Kommission, sondern die Vorgaben der Stadt. Investoren am Neumarkt sind oft hilflos. Die Stadtplanung drängt sie zu Wettbewerben. Oft jedoch, ohne die vereinbarten Grundsätze für das Gebiet deutlich zu machen. So ist es logisch, dass die Architekten moderne Entwürfe vorlegen. Die wiederum führen zum Aufschrei bei vielen Dresdnern.

Streit Neubau: CDU will keine Wettbewerbe mehr

Die CDU-Fraktion schlägt deshalb vor, auf weitere Wettbewerbe zu verzichten. Die Vorgabe zur Gestaltung des Areals rund um die Frauenkirche seien für die Investoren bindend. Zudem soll es weniger Vorschriften für Bauherren, aber mehr Mitwirkung für Dresdner geben. Zudem will die CDU die Stadtplanung verpflichten, die Grundlagen für neue Bauprojekte zu schaffen. Das betrifft hauptsächlich den Abstand zu Nachbargebäuden. Dieser Vorschlag muss vom Stadtrat beschlossen werden.

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