Sächsische Zeitung, 07. August 2013


Fenster ohne Durchblick

Die Künstlerin Anke Binnewerg hat am Neumarkt ein besonderes Projekt in die Tat umgesetzt.

Sechs Gebäude rings um den Neumarkt haben neue Fenster. Hindurch sehen kann man jedoch nicht. Wo normalerweise Glas ist, reihen sich Kunststoffgewebe, Putz und Lochziegel aneinander. Denn die Fenster sind nicht komplett durch die Fassade geschlagen worden. Die Tharandter Künstlerin Anke Binnewerg hat Schicht für Schicht des Baumaterials abgetragen, um zu zeigen, was sich unterhalb der Oberfläche verbirgt. "So können die Leute sehen, mit welchen Materialien die Häuser gebaut wurden", sagt die 36-Jährige. "Viele wissen nicht mehr, was alt und was neu ist." Noch bis Mitte September können Interessierte unter die Oberfläche schauen. Dann werden die Fenster wieder geschlossen.

Bis Anke Binnewerg diese in Stein meißeln konnte, war es ein langer Weg. Zunächst hatte sich sie bei einem Wettbewerb der Dresdner Kommission für Kunst im öffentlichen Raum beworben – mit Erfolg. Ihr Projekt wurde mit 20000 Euro gefördert. Doch es fehlten noch Eigentümer, die sich eines der "Fenster" in ihre Fassade meißeln lassen wollten. Diese von ihrer Idee zu überzeugen, wurde für Anke Binnewerg zur Herausforderung.

An der Heinrich-Schütz-Residenz, am Kurländer Palais, am Landhaus, am Gebäude Rampische Straße 29, am Hotel Innside und am QF-Hotel Hotel durfte sie ihr Projekt verwirklichen. Damit niemand die freigelegten Fassadenteile beschädigt, wurden Putz und Ziegel mehrere Meter über dem Erdboden enthüllt. Bereits während der Arbeiten sorgten die "Neumarktfenster" häufig für Aufsehen. "Die Passanten haben oft geschaut und gefragt", sagt Anke Binnewerg. Ein Faltblatt an jedem Haus gebe aber alle Informationen. (lba)


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