Sächsische Zeitung, 12. März 2013


Neumarkt erhält berühmte Ladenzeile zurück

Die Stadt verkauft die Fläche vor dem Johanneum für rund sieben Millionen Euro. Doch es gibt neue Hürden.

Von Bettina Klemm


Am Neumarkt geht es weiter: Gestern Abend stimmten die Mitglieder des Finanzausschusses bei wenigen Enthaltungen für den Verkauf des Grundstücks zwischen der Frauenstraße, der Galeriestraße, dem Jüdenhof und dem Neumarkt an die Dresdner USD Immobilien GmbH. 7,1 Millionen Euro sollen für die 1905 Quadratmeter große Fläche gezahlt werden. Für Grundstück und Bau rechnet die USD mit Ausgaben in Höhe von 42 Millionen Euro. Nun hat der Stadtrat bei dem Grundstücksverkauf das letzte Wort.

Die geplanten Bauten sollen mit der Ladenfront zum Jüdenhof ein weiteres Schmuckstück erhalten. "Ich gehe davon aus, dass der Elimeyersche Laden wieder entsteht und die Front zum Neumarkt nach historischem Vorbild errichtet wird", sagt CDU-Stadtrat Hans-Joachim Brauns. Entsprechende Skizzen seien Vertragsbestandteil.

Kein Geringerer als Opern-Architekt Gottfried Semper hatte die Ladenfront für insgesamt zehn Geschäfte entworfen. Beauftragt wurde er vom sächsischen Hofjuwelier Moritz Elimeyer, der auch das englische Königshaus belieferte. Nach dem Abbruch des Gewandhauses sollte 1840 die Front neu gestaltet werden. Architekt Semper nutzte dazu Pfeilerformen der italienischen Renaissance. Fachleute bescheinigen eine außergewöhnlich gute Qualität der Entwürfe. Neben seinem Juweliergeschäft führte Elimeyer auch ein Café am Neumarkt.

Nachdem der Stadtrat entschieden hatte, dass vor dem Johanneum kein modernes Gewandhaus entsteht, war der Weg auch für die Ladengestaltung frei. Doch im Vorfeld gab es Irritationen. Deshalb hatte der Finanzausschuss im Februar die Entscheidung vertagt. USD-Projektentwickler Jürgen Nufer stellte dann in der vergangenen Woche im Bauausschuss die Pläne vor. "Natürlich bauen wir so, wie es die Stadt möchte", bestätigte er gestern der Sächsischen Zeitung. Die Gesellschaft historischer Neumarkt Dresden hatte bereits den Abschied von der Ladenfront kritisiert. Nufer bezeichnet dies als Verleumdung.

Das holländische Unternehmen Kondor Wessels hatte jahrelang das Grundstück geplant und sowohl die archäologischen Grabungen als auch einen Architekturwettbewerb bezahlt. Kondor Wessels wollte gemeinsam mit Neumarkt-Förderer und Nobelpreisträger Gunter Blobel das Projekt realisieren. Aber die Ausschreibung hat die USD gewonnen. "Ich hoffe, dass sich nun alle Beteiligten einigen können, damit es wirklich vorangeht", sagt Grünen-Stadtrat Thomas Löser.



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