Sächsische
Zeitung
23. November 2007
Private Sammlungen für eine öffentliche Halle
Von Siiri Klose
Das Kulturforum befragte Experten zu den Plänen für das umstrittene
Gewandhaus am Neumarkt.
Das Fazit des Abends fiel trotz angeregter Debatte über die Pläne
fürs umstrittene Gewandhaus am Neumarkt wenig euphorisch aus. „Die
Stadt fordert eine öffentliche Nutzung ein, privatisiert und verkauft
aber letztlich. Wenn Öffentlichkeit an dieser Stelle so wichtig ist,
muss die Stadt selbst die Mittel dafür aufbringen“, so der Kunstkritiker
Torsten Birne. Zuvor hatte der Moderator Michael Kalinka vom Kulturforum
Dresden am Mittwochabend in der Synagoge die Frage diskutieren lassen,
ob Dresden eine Kunsthalle am Neumarkt braucht.
Voraussetzung für den Verkauf des Grundstücks an dieser Stelle sei
eine öffentliche Nutzung, betonte Eva Jähnigen, OB-Kandidatin der
Grünen. Ihre Fraktion würde aber auch über ein Erbbaupacht-Verfahren
nachdenken, um das städtische Vermögen nicht aus der Hand zu geben.
Auch in seiner Partei seien die Meinungen zum Grundstücksverkauf geteilt,
erklärte SPD-Stadtrat Wilm Heinrich.
Immerhin versicherte Gisbert Porstmann, Leiter der Städtischen Galerie,
dass er keine Konkurrenz für die bestehenden Institutionen befürchte,
wenn es denn tatsächlich zum Bau des Gewandhauses mit zwei Kunst-Etagen
kommen sollte. „Dresden ist groß genug für weitere Bereiche zur zeitgenössischen
Kunst“, so Porstmann. Welche Kunst infrage käme für die 3500 Quadratmeter
Ausstellungsfläche – zum Vergleich: Die neue Städtische Galerie hat
800 – stand gleich als Nächstes zur Diskussion. Unter der Prämisse,
keine städtischen oder freistaatlichen Zuschüsse zu erhalten, sagte
Kai von Döring, der für den Investor Kondor Wessels das Gewandhaus-Projekt
entwickelt: „Banken, Versicherungen oder Autohersteller sammeln hochkarätige
Kunst und wollen gern ausstellen.“ Mittels einer Stiftung und eines
Auswahlgremiums könne so der Ausstellungsbetrieb – geplant seien eine
ständige und zwei wechselnde Ausstellungen im Jahr – privat geführt
werden. „Wir sind allerdings noch im Vorstadium aller Planungen“,
sagt Döring, „bevor wir ein ausgefeiltes Konzept liefern, muss die
Stadt zunächst sagen, dass wir überhaupt bauen dürfen.“ In der Tat
gäbe es in privaten Sammlungen sehr qualitätsvolle Kunstwerke. „Doch
um die zu erhalten, braucht man ein gutes Konzept und einen mehrjährigen
Vorlauf“, gab Porstmann zu bedenken. Auch wer die Qualität der Ausstellungen
sichern soll, sei unklar.
Nächster Termin: „Wo bleibt Hellerau?! – Diskussion zur Zukunft des
Festspielhauses“, 29. 11., 19 Uhr, Kulturrathaus, Königstraße 15;
der Eintritt ist frei
zurück
zu News
|