Pressemitteilung der GHND
2008 – Entscheidungsjahr für den historischen
Neumarkt
Der
vor vier Jahren begonnene Wiederaufbau des Dresdner Neumarkts ist
mittlerweile stark vorangekommen. Die wiedererstandene Schönheit des
Platzbildes, die täglich Tausende von Menschen – Touristen und
Dresdner – in ihren Bann zieht, spricht dafür, das begonnene Konzept
weiterzuverfolgen. Mit diesem Jahr 2008 steht nun aber das Entscheidungsjahr
für dieses großartige, mittlerweile deutschlandweit beachtete und
z. T. auch bereits kopierte Aufbauprojekt an.
Dennoch
sieht die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e.V. (GHND) diesem
für den Neumarkt schwierigen Jahr mit großen Sorgen entgegen:
- Nach wie vor
läßt die Qualität eines überwiegenden Teiles der Rekonstruktionen
sehr zu wünschen übrig: Bildkünstlerisch mangelhafter Dekor, fehlende
Materialauthentizität und miserabel gestaltete Dachlandschaften
befriedigen vielleicht die Ansprüche des Massentourismus, nicht
jedoch diejenigen der Fachleute aus Architektur und Denkmalpflege.
Mit schlechtgemachten Rekonstruktionen setzt die Stadt Dresden weiterhin
ihren Ruf aufs Spiel. Deshalb fordert die GHND endlich die rechtsverbindliche
Einbeziehung der Denkmalpflege während aller, vor allem aber während
der frühen Planungsphasen!
- Auch die zwischen
den Rekonstruktionen einzufügenden Neubauten drohen zunehmend den
Charakter des Neumarktes als eines historischen Platzbildes zu entstellen.
Die GHND führte im Jahre 2002 ein mit 63.000 gesammelten Unterschriften
beeindruckendes Bürgerbegehren durch, welches in der Folge von der
Stadtverwaltung für rechtsungültig erklärt worden ist. Wir fordern
deshalb, daß die bereits vor Jahren versprochene Bürgerbeteiligung
bei der Offenlegung der Baupläne auch umgesetzt wird. Der Gestaltungsbeirat
hat bereits wiederholt bewiesen, dass er nicht bereit ist, sich
an das städtebaulich gestalterische Neumarkt-Konzept zu halten (Dachformen
der Häuser an der Ecke Töpferstraße/Münzstraße und des Schützhaus-Anbaus
etc.). Er muß deshalb unbedingt entsprechend dem Bürgervotum umbesetzt
werden! Des weiteren fordern wir, dass die Gestaltungssatzung endlich
rechtsverbindlich verabschiedet wird.
- Die GHND bedauert
es zutiefst, daß die großartige Stiftungsidee des Wiener Mäzens
Peter Pühringer bisher weder umgesetzt noch auch nur angegangen
wurde. Da es noch lange nicht zu spät ist, empfehlen wir sehr die
Weiterverfolgung der Stiftungsidee. Es wäre dringend notwendig,
das Quartier III/2 in diese Gedanken einzubeziehen, um für den wertvollen
Leitbau „Palais Hoym“ zu einem guten Ergebnis zu gelangen. Die GHND
fordert ein entsprechendes politisches Signal des Stadtrates an
den Freistaat und den Mäzen Pühringer. Es wäre verantwortungslos,
wenn die Stiftungsidee nicht annähernd geprüft würde und dadurch
der Stadt Dresden Spenden- und Sponsorengelder in Millionenhöhe
verlorengehen würden!
- Nach wie vor
fordert die GHND, die Fläche des ehemaligen Gewandhauses am Neumarkt
von jeder oberirdischen Bebauung frei zu lassen. Das gebietet nicht
nur Bürgerwille, der sich im letzten Jahr diesbezüglich in überwältigender
Geschlossenheit äußerte (fast 80% der Bevölkerung sind gegen diese
Baumaßnahme), sondern auch die geschichtliche und städtebauliche
Konsequenz: Die Stadt Dresden droht sich mit dem unhistorischen,
unwissenschaftlichen Zurückgehen auf den Renaissancegrundriß durch
die Bebauung mit dem Entwurf von Cheret und Bozic vor den Augen
der Weltöffentlichkeit lächerlich zu machen! Für die sicherlich
gute Idee der Schaffung einer Kunstgalerie am Neumarkt schlägt die
GHND das ehemalige „Regimentshaus am Jüdenhof“ vor, das bereits
im 18. Jahrhundert Teile der Königlichen Kunstsammlungen beherbergte.
Der
Vorstand Dresden,
den 27. Januar 2008
Gesellschaft Historischer Neumarkt
Dresden e.V.
Wilsdruffer Straße 25 - 27
01067 Dresden
ACHTUNG Terminhinweis:
Die GHND präsentiert: Virtuelle Darstellungen von Forschungsergebnissen
zur historischen Gestalt der Quartiere VI, VII und VIII und des "British
Hotel" am Dresdner Neumarkt
Referent: Architekt Andreas Hummel
Freitag, 08. Februar 2008, 17.30 Uhr - 19.00 Uhr im Plenarsaal des
Rathauses,
Eingang Goldene Pforte
Anhang: Treppenhaus im Beichlingschen Palais/British Hôtel
|