Presseerklärung der GHND zum Quartier V/2

„Schütz-Köhlersches Haus“am Dresdner Neumarkt

Die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e. V. (GHND) hat mit Freude zur Kenntnis genommen, dass der Investor Diakoniewerk Martinshof Rothenburg/OL eine weitgehend historische Rekonstruktion der Fassaden auf dem Quartier V/2 plant. Besonders bedeutsam sind dabei die Rekonstruktionen der Fassaden des Schützhauses und des Köhler´schen Hauses. Nach Auskunft des Investors wird der Wiederaufbau in handwerklich guter traditioneller Bauweise erfolgen, indem Stein auf Stein gemauert wird. Das gute Ergebnis einer derartigen Verfahrensweise kann bereits im Quartier I unter anderem beim Hotel Stadt Berlin und dem Weigel´schen Haus abgelesen werden. Auch die Dachgestaltung der Rekonstruktionen wird ausweislich der Planunterlagen in vorbildlicher Weise erfolgen. Besonders erfreulich ist, dass der Investor nicht nur die Fassade rekonstruieren will, sondern auch die historischen Strukturen im Inneren zumindest teilweise wieder aufnehmen wird. So sollen im Einklang an das historische Vorbild auch wieder kleinere Innenhöfe entstehen. Der Investor beabsichtigt weiterhin, Teile des Kellers in die Rekonstruktion einzubeziehen. Dies wird dadurch ermöglicht, dass keine eigene Tiefgarage unter dem Gebäude vorgesehen ist, sondern lediglich eine Anbindung an die bereits vorhandene Tiefgarage unter dem Neumarkt geschaffen werden soll.

So gut und vorbildlich dieser Teil des Wiederaufbaus auch sein wird, so schwer wird ein Wermutstropfen zu schlucken sein, der den rückwärtigen, der Wilsdruffer Straße zugewandten Teil des Komplexes zu verunstalten droht. Ein Anbau an die vorgehend beschriebene herausragende Rekonstruktion soll in moderner Architektursprache eine Grundstücksfläche gestalten, die nach Auffassung der GHND nicht rekonstruktionswürdig ist. Der geplante Anbau droht jedoch in seiner unangepassten Formensprache der Gesamtästhetik des so vorbildlich zur Rekonstruktion vorgesehenen Komplexes, wie auch der Umgebung zu zerstören. Ein krasser Bruch der Stile, ein direkt vom Neumarkt und von der Frauenkirche aus sichtbares Staffelgeschoss wird die Harmonie des Platzes erheblich beeinträchtigen. Obwohl dieses wuchtige Staffelgeschoss nicht dem vom Stadtrat gebilligten Gestaltungskonzept der Stadt entspricht und die Dachlandschaft maßgeblich beeinträchtigt, wurde es von der Gestaltungskommission sogar empfohlen.

Die GHND hat dem Stadtentwicklungsausschuss einen eigenen Entwurf angeboten, der jedoch mit dem Hinweis zurückgewiesen wurde, dass die Stadt selbst vier verschiedene Varianten vorstellen werde. Darunter war auch der Entwurf eines Mansarddachs, der aus Sicht der GHND durchaus verträglicher für die Umgebungsbebauung gewesen wäre. Zur maßgeblichen öffentlichen Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses war seitens des Stadtrates Jan Mücke (FDP) ein Rederecht für die GHND beantragt worden. Dieses ist der GHND jedoch nicht zugestanden worden. Die Ablehnung der Anhörung der GHND wurde damit begründet, dass es nicht in der Kompetenz des Stadtentwicklungssausschusses liege, über die von der GHND thematisierten ästhetischen Fragen zu befinden. Damit ist dem Investor Diakoniewerk Martinshof Rothenburg/OL der Weg für die Erarbeitung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplanes, der einen Bau mit Staffelgeschoss vorstellen wird, eröffnet. Der Bebauungsplan soll am 5. Sept. 2006, 19:00 im Plenarsaal des Rathauses, Rathausplatz 1, Eingang Goldene Pforte der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Die GHD wendet sich entschieden gegen dieses Vorhaben des Anbaus, das sich nicht nur für das Quartier V/2 insgesamt wertmindernd auswirken dürfte, sondern für die Harmonie des gesamten Neumarkts ausgesprochen schädlich ist. Es ist unverständlich, wie es die Stadt zulassen kann, dass der bislang so viel versprechend begonnene und viel gelobte Wiederaufbau des Neumarkts auf diese Weise massiv gestört werden soll. Es muss verhindert werden, dass derartige Bauformen am Neumarkt, welche einen Vorbildcharakter für künftige Bauvorhaben entwickeln könnten, das bisher am Neumarkt Erreichte zunichte machen. Das vom Stadtrat gebilligte gestalterische Konzept zum Neumarkt darf nicht in Frage gestellt werden.

Die GHND ruft deshalb die Stadt und alle Investoren zu einer gemeinsamen und abgestimmten Vorgehensweise am Neumarkt zum Wohle der Stadt, deren Besucher und aller Bewohner auf.

Der Vorstand

Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e. V.
Wilsdruffer Straße 25 - 27
01067 Dresden

 

PS: Im Anhang finden Sie Bilder zu Ihrer Verwendung. Wir bitten Sie, den Urheber zu benennen. In diesem Fall die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e. V.

Das Gebäude Neumarkt 11 (Anbau) ist aus urheberrechtlichen Gründen verfremdet wurden, da uns trotz Anfrage bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch keine Freigabe des Architekturbüros Feddersen/Berlin vorlag.

Folgende Bilder finden Sie im Anhang:

Bild: Blick von der Kuppel der Frauenkirche - mit der städtebaulichen Einordnung von Hotel Stadt Rom, Neumarkt 11 und Schützhaus
Bild: Blick vom Balkon des Hotel de Saxe auf die Seitenfront mit Neumarkt 11 (mit dem durch den Martinshof Rothenburg geplanten Bau) und Schützhaus. Ganz links Hotel Stadt Rom
Blick: Ebenso, aber Vorschlag der GHND e. V. mit einem angepassten Neubau
Blick: Platzansicht mit dem Vorschlag der GHND e. V

 

 

 

 

 

Architekt:
Feddersen Architekten
Herr Feddersen
Reuchlinstrasse 10 - 11
10553 Berlin
 
 
 
Bauherr:
Martinshof Rothenburg
Herr Knippscheer
Mühlgasse 10
02929 Rothenburg
 

 


 


Die Grafik des Investors zeigt den Neubau von der Wilsdruffer Straße/ Kleine Kirchgasse aus.
Abbildung: Martinshof Diakoniewerk / aus: Sächs. Zeitung vom 19./20. 08.06

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