Rekonstruktion des histor. Neumarktes Dresden
 
 
Detailplan über das Gebiet Neumarkt - An der Frauenkirche





Anstelle der Rasenfläche, die sich heue zwischen Polizeianbau und dem Lutherdenkmal erstreckt, stand bis 1945 der dicht bebaute zwickelförmige Abschluß des Häuserblocks zwischen Landhausstraße und Rampischer Straße.

Auf dem Eckgrundstück Neumarkt 4 (1) entstand um 1845 ein Bau, der mit einer gleichwertigen Fassadengestaltung nach beiden Seiten der exponierten Ecklage Rechnung zu tragen suchte: Obwohl der gesamte Formenschatz der italienischen Frührenaissance entlehnt war, fügte sich das Gebäude durch seine feingliedrigen Proportionen überraschend gut in den Kontext der barocken Platzumbauung ein.

Zwischen diesem Bau und der Einmündung der Rampischen Straße standen in weitgestrecktem Bogen die Häuser An der Frauenkirche 22 - 16. Mit der Rekonstruktion des Hauses Nr. 16 (2) beginnt ab Herbst 2000 der Aufbau des ersten Quartieres am Neumarkt. Nicht bloß der Erker, sondern auch die beiden Seitenachsen der schmalen Fassaden des um 1728 errichteten Hauses waren reich dekoriert, ohne überladen zu sein.

Leider ist dieser Bau bislang der einzige Leitbau im gesamten Block. Drei rekonstruierte Achsen aber können unmöglich der Definition eines "Leit-Baus" gemäß, maßstabsetzende Breitenwirkung entfalten. Vor allem aus städtebaulichen Gründen scheint uns im unmittelbaren Umfeld der Frauenkirche die Rekonstruktion von wenigstens zwei weiteren Bauten unverzichtbar, der Häuser An der Frauenkirche 17 und 20. Beide wurden nach den Zerstörungen des Siebenjährigen Krieges noch in den frühen 1760er Jahren neu errichtet. Während das Haus Nr. 17 (3) das Bild des Platzes hinter der Chorapsis der Frauenkirche maßgeblich prägte, lag die Nr. 20 (4) an einer besonders wichtigen Gelenkstelle: Ihr dreiachsiger Mittelrisalit markierte den Scheitelpunkt der bogenförmigen Platzwand.
Eine getreue Wiederherstellung aller kleinen Hinterhöfe ist weder machbar noch wünschenswert. Das Typische des Dresdner Hofhauses läßt sich jedoch bei einfühlsamer Zusammenlegung mehrerer Höfe durchaus bewahren und gerade für eine gastronomische Nutzung vielfältig neu interpretieren.

Die Platzwand zwischen dem Coselpalais und der Rampischen Straße bildeten drei bedeutende Barockhäuser: Neben dem mächtigen Haus "Zum Schwan" (1740 - 46) standen zwei Bauten George Haases. Das von ihm im Jahre 1716 errichtete Haus Rampische Straße 1 (5) war durch seinen schräg gestellten Erker und der hohen Fensterlukarne darüber besonders markant. Im 19. Jahrhundert vereinfacht, ist das Haus zum Wiederaufbau in der Ursprungsgestalt vorgesehen. Noch wesentlich besser ist die Dokumentationslage für das Nachbarhaus "Zur Glocke", An der Frauenkirche 14 (6): 1708/09 errichtet, war der Bau bis zu seiner Zerstörung unverändert geblieben. Seine Fassade hatte den Feuersturm des 13. Februar überdauert und wurde erst 1949 gesprengt. Eine Rekonstruktion des Hauses wäre problemlos möglich.