Bilder vom Baugeschehen (Mitte März 2007)
 

von Dr. Pär Svanborg (Schweden)

 


Blick aus einem Hotelzimmer vom Hotel de Saxe auf das Quartier III

 


Blick auf die rekonstruierte Schauseite sowie die neuen Fassaden Richtung Töpfergasse vom Quartier I

 


Zwischen Neumarkt, Kleiner Kirchgasse, Frauenstraße und Schuhmachergasse entsteht das Quartier V/2 (Schützhaus-Ensemble).

 


Der traumhafte Ausblick von dieser Perspektive umfasst das ganze historische Zentrum. Diese Sicht auf das Johanneum z.B. wäre durch einen Neubau auf dem Grundstück des mittelalterlichen Gewand- hauses komplett verstellt.

 


Hier ist die Situation noch klarer zu überschauen. Das große Grundstück in der Mitte des Bildes umfasst in etwa die Fläche des ehemaligen mittelalterlichen Renaissance-Gewandhaus. Es soll jetzt evtl. im Zuge der Bebauung des Quartiers VI wieder bebaut werden. Die Gebäudemasse des Neubaus würde den gerade im Entstehen begriffenen Platz Neumarkt stark verengen. Wir als Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e.V. sind aus städtebaulichen Gründen gegen eine Bebauung dieser Fläche, um den ausgewogenen Raumklang des Neumarktes nicht zu beeinträchtigen.

 


In der Bildmitte: das neue Hotel de Saxe. Dazu schreibt in der letzten Ausgabe der "Zeit" Hanno Rauterberg im Zusammenhang mit dem wiederaufgebauten Braunschweiger Schloss:

"In anderen Städten ist das ähnlich. Auch dort brennt die Leidenschaft fürs Wiederaufbauen historischer Bauten, auch dort geht es meist nur um Stimmungskulissen und nicht um historische Zeugnisse. Das zeigt sich schon daran, daß nicht selten originale Denkmale verkommen, während gleichzeitig verlorene Gebäude mit viel Geld nachgebaut werden. Dresden ist besonders schizophren: zerhaut das Weltkulturerbe des Elbtals, während in der Innenstadt die Rekonstruktinitis grassiert. Jüngst wurde dort ein neues Hotel eröffnet, barock in der Anmutung, dessen Vorbild aber schon Ende des 19. Jahrhundert abgerissen und durch einen Neubau ersetzt worden war. Das Hotel heilt also, anders als die neue Frauenkirche, keine Kriegswunden. Vielmehr setzt es sich ganz entspannt über die Geschichte hinweg und lässt das 18. Jahrhundert wiedererstehen. Es soll nur aussehen wie ein Denkmal, es soll keines sein.

Ein Denkmal wäre ja auch unbequem. Es passt nicht ins übliche DIN-Denken, es taugt nicht zur beliebigen Hülle, die man in Braunschweig allen möglichen Zwecken überstreifen kann. Es verlangt, altmodisch gesagt, Demut.
Moralisch ist es nicht verwerflich, ein altes Haus abzureißen oder ein verlorenes Haus zur rekonstruieren. Fraglich ist nur, was dabei am Ende entsteht. Eine Gegenwart, die alles beherrscht, Zeit wie Raum, die selbst das historisch Gewachsene künstlich reproduziert, wäre wohl an Langeweile kaum zu überbieten. Nichts wäre mehr unverfügbar, das Gestern immer nur eine Laune der Gegenwart - Las Vegas überall.
Natürlich, die Anti-Aging-Gesellschaft mag so etwas. Sie ist stärker denn je auf das Bleiben und Beharren ausgerichtet, darauf, selbst den Chromosomensatz so zu manipulieren, daß der Mensch sich aus seiner zeitlichen Bedingtheit entwindet und als Klon für immer der bleibt, der er nie war. Allerdings muss dieser Mensch, der Zeit enthoben, dann auch damit rechnen, dass seine Welt so aussieht wie das ECE-Schloss - ein Geschichtszwitter, nicht heutig, nicht gestrig, auf bedeutsame Art bedeutungslos." (Hanno Rauerberg, Kaufen wie bei Königs. Braunschweig hat sein Schloss wiederaufgebaut - als Fassade für ein Einkaufszentrum des Otto-Konzerns. "Die Zeit" Nr. 14 vom 29. März 2007)


Hätte man stattdessen tatsächlich jenes Gebäude wiederaufbauen soll, was anstelle des barocken Hotel de Saxe 1888 an dieser Stelle gebaut wurde: das eklektizistische, sandsteinverkleidete Gebäude der Reichspost? Hier in einer Vorkriegsaufnahme mit dem Denkmal Friedrich August II.
(Foto: Deutsche Fotothek / SLUB)

Das Wort "Rekonstruktinitis" meint wohl Krankheit. Sollen denn unsere polnischen Nachbarn auch alle psychisch krank gewesen sein, als sie einige von ihren zerstörten historischen Innenstädten (Warschau, Danzig, Wroczlaw) rekonstruierten?          Am Dresdner Neumarkt wird zudem, was dem Zeit-Autor wohl entgangen ist, eine Mischung aus Rekonstruktionen und Neubauten errichtet. Darüber wird seltsamer-weise nicht berichtet. Die Beißreflexe sind zu hoch.

 

Neues vom Neumarkt bei: Fotocommunity:

http://www.fotocommunity.de/pc/pc/cat/2229/display/8477818 (Neumarkt-Panorama)

http://www.fotocommunity.de/pc/pc/cat/2229/display/8427718 (Neumarkt bei Nacht)

http://www.fotocommunity.de/pc/pc/cat/2229/display/8406474 (Dachlandschaft)

http://www.fotocommunity.de/pc/pc/cat/2229/display/8408187 (über den Dächern)

http://www.fotocommunity.de/pc/pc/cat/2229/display/8394423 (Frauenkirche bei Nacht)



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