Schlossstrasse Keller




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Keller unter den Häusern der östlichen Schlossstraße

Ausgrabungen in den Kellern entlang der Ostseite der Schloßstraße legte Mauern mehrerer, wohl spätromanischer Häuser frei. Ihre Keller waren ursprünglich flach gedeckt und besaßen Schlitzfenster auf der Straßenseite (links). Ende des 15. oder Anfang des 16. Jahrhunderts wurde bei dem vorliegendem Gebäude ein Kreuzgratgewölbe über einen Mittelpfleiler eingefügt, wobei die alten Eckverbände aufgebrochen werden mußten. Da nun auch der Fußboden tiefer gelegt wurde, mußte man die alten Wände unterfangen, also durch untergeschobene Steine abstützen.
Die romanischen Wände bestehen aus in Lehm verlegten Plänerplatten. Das viel jüngere Gewölbe besteht aus fest vermörtelten Sandsteinquadern über ein Lehrgerüst eingefügt. Die Latten- und Brettabdrücke dieses Lehrgerüstes haben sich im Vergußmörtel der Kellerdecke bis heute erhalten. Aufnahme: vom 10. Juli 1986, Blick von Südost nach Südwest. (linke Ansicht)

Die Baugeschichte von Kellern ist meist sehr kompliziert. Der hier freigelegte, schöne gotische Bogen des Kreuzgratgewölbes (rechte Ansicht) aus der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts zeichnet eine neue, scharfe Linie über die Fassade der weit älteren Plänermauer. Das Fenster wird kühn überschnitten. Ein instruktives Beispiel für die Verflechung zweier Bauphasen.

Jeder Stein, jede Fuge, jeder Mauerverbund unterscheidet sich von anderem an jedem Ort in jedem Jahrhundert: jeder Mensch hat seine Individualität, seine Seele, sein Können, seine kulturelle und traditionelle Bindung in sein Werk eingebracht, auch oder gerade beim Bau von Mauern. Wir sollten aus Mauern lesen lernen wie aus unseren Büchern.
Auch unter der geäderten Haut unseres Mauerwerkes atmet Geschichte, die uns ganz besonders fasziniert, weil sie hier in Stein geschrieben ist. Zu dieser Geschichte gehört ebenso die Tatsache, daß dieses ehrwürdige Gewölbe bis 1945 als Kohlekeller diente und seitdem in unbeachteter, unzugänglicher, finsterer Nacht verharrt (noch 1999). Die Aufnahme entstand am 10. Juli 1986 von Ost nach West.

Zitat und Abbildungen aus dem Buch: Reinhard Spehr und Herbert Boswank. Dresden - Stadtgründung im Dunkel der Geschichte, Dresden 2000

siehe auch: Reinhard Spehr, Archäologie im Dresdner Schloss. Die Ausgrabungen von 1982 bis 1990. Veröffentlichungen des Landesamt für Archäologie, Dresden 2006

"Nach Maßgabe des Landesamtes für Archäologie Dresden sind noch vorhandene Keller nicht zu erhalten." - aus dem Exposé zum Schloßquartier (Broschüre als pdf)

 

 

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