Wiederaufbau des Sächsischen Palais in Warschau
 

"Für den Wiederaufbau des Sächsischen Palais’ auf dem Pilsudksi-Platz in Warschau hat das polnische Innenministerium am 21. Dezember 2004 grünes Licht gegeben. Mit der Rekonstruktion des Barockschlosses von August dem Starken soll eine der letzten innerstädtischen Kriegslücken Warschaus geschlossen werden. Der Dresdner Architekt Pöppelmann hatte zusammen mit Joachim Daniel Jauch das Palais entworfen (1724), das Teil der „sächsischen Achse“ war. Zusammen mit dem Sächsischen Park und dem Opernhaus hatte der Sachsenkönig auch hier eine Art Leistungsschau der Künste initiiert. " mehr auf Baunetz vom 04.01.05

 

In den beiden Bildern die Situation vor Beginn der archäologischen Grabungen (vor 2006):
(rechtes Foto:) Grabmal des unbekannten Soldaten im verbliebenen Mittelteil des 1944 von der deutschen Wehrmacht zerstörten Sächsischen Palais. Im linken Foto sieht man auch den verbliebenen Park des Sächsischen Palais. Im Hintergrund: Hochhaus des Kulturpalastes.


Geplanter Wiederaufbau vom Sächsischen Palais und dem Brühlschen Palais.


In den 1930ern war das Sächsische Palais (und die Kollonaden des Mittelteils) "home to the military General Staff, and Brühl Palace housed the Ministry of Foreign Affairs"
(Foto und Bildunterschrift: http://www.um.warszawa.pl/wydarzenia/wp2020/3_04_en.php)



Bauschild für das Brühl'sche Palais

 


Auch der Garten des Sächsischen Palais' soll z.T. in französischen Formen rekonstruiert werden.

Hintergründe
http://www.e-warsaw.pl/inwestycje/rewitalizacja.htm
http://www.um.warszawa.pl/wydarzenia/wp2020/3_04_en.php

 


Foto: 25.11.06 - Bildquelle und mehr Fotos von den kompletten Ausgrabungen bzw. dem Modell: www.flickr.com/photos/lemarcin/sets/72157594390937299/

 

Baunetz-Meldung vom 21.12.04

Lückenfüller

Sächsisches Palais in Warschau wird wieder aufgebaut

Für den Wiederaufbau des Sächsischen Palais’ auf dem Pilsudski-Platz in Warschau hat das Innenministerium am 21. Dezember 2004 grünes Licht gegeben. Mit der Rekonstruktion des Barockschlosses von August dem Starken soll eine der letzten innerstädtischen Kriegslücken Warschaus geschlossen werden. In den Diskussionen um den Wiederaufbau der Schlösser in Berlin, Potsdam oder Braunschweig wird die Rekonstruktion Warschaus oft als mustergültiges Beispiel herangezogen. Der Wiederaufbau der Hauptstadt war für Polen von nationaler Bedeutung und der Aufwand, der hierfür betrieben wurde, war immens. Die Rekonstruktion der durch die deutsche Wehrmacht fast vollständig zerstörten Stadt war mit dem Wiederaufbau des Königsschlosses in den 80er Jahren abgeschlossen. Zwar sind die einzelnen Gebäude trotz teilweise originalgetreuer Rekonstruktion nicht mehr authentisch, aber die Ensembleleistungen sind wiederhergestellt und geben ein „Bild“ der früheren Stadt. Nun soll in Warschau das Sächsische Palais aufgebaut werden, von dem ein Fragment aus drei Arkadenbögen als Denkmal für den Unbekannten Soldaten dient.
Der Dresdner Architekt Matthäus Daniel Pöppelmann hatte zusammen mit Joachim Daniel Jauch das Palais entworfen (1724), das Teil der „sächsischen Achse“ war. Zusammen mit dem Sächsischen Park und dem Opernhaus hatte der Sachsenkönig auch hier eine Art Leistungsschau der Künste initiiert. Allerdings ist um die Rekonstruktion ein Streit entstanden, da die Stadt den Zustand vor der Zerstörung wiederherstellen möchte.
Zu dieser Zeit stand anstelle eines abgetragenen Seitenflügels die russisch-orthodoxe Alexander-Newski-Kathedrale. Diese soll zwar nicht wiederaufgebaut werden, doch sollen in dem Südflügel Luxusapartments entstehen. Eine Gruppe von Professoren hat gegen diese Pläne protestiert und eine Rekonstruktion der ursprünglichen Planung von van Gameren gefordert. Mit der Entscheidung des Innenministeriums wurde diesen Einwänden jedoch nicht stattgegeben. Ende Februar 2005 sollen die Bauaufträge ausgeschrieben werden.



So sah das Sächsisches Palais in Warschau ursprünglich aus. Hofansicht 1740, Stich


"Eine wichtige Rolle in den polnischen Bauangelegenheiten spielte Carl Friedrich Pöppelmann, der zweite Sohn Matthäus Daniel Pöppelmanns, dem Erbauer des Dresden Zwingers. C.F. Pöppelmann begann seine Laufbahn 1714 als Kondukteur im Dresdner Bauamt und parallel dazu 1715 als Leutnant im Ingenierukorps. 1724 wurde der junge Pöppelmann zur Begleitung des Königs nach Warschau befohlen. CF. Pöppelmann bestimmte zunehmend die stilistische Entwicklung der sächsischen Architektur in Polen. (..)

Matthäus Daniel Pöppelmann war 1713 und 1715 nachweislich und um 1720 wahrscheinlich in Warschau, wobei dieser letzte Aufenthalt mit der Erweiterung und Ausgestaltung des Sächsischen Gartens sowie der Anlage der Sächsischen Achse in Zusammenhang stehen dürfte. Eine beständige künstlerische Verbindung mit Dresden war allein durch die Person des Königs gegeben.
Die Situation änderte sich, nachdem Carl Friedrich Pöppelmann nach Warschau gekommen war. Obwohl gleichfalls Ingenieuroffizier, war er doch auch Kondukteur im Dresdner Oberbauamt. In der Auseinandersetzung mit der sehr rationellen Gestaltungsweise des 1722 zum Oberlandbaumeister ernannten Franzosen Zacharias Longuelune hatte der junge Pöppelmann offenbar gemeinsam mit dem nur wenig älteren Johann Christoph Knöffel gegen Mitte der Zwanziger Jahre zu der auf Longuelunes Lisengliederung aufbauenden Formensprache gefunden, die sich nachgehend in der sächsischen Barockarchitektur durchsetzen sollte. Pöppelmanns Verbindungen mit der Dresdner Entwicklung rissen nicht ab, zumal er die Korrespondenz mit dem Grafen Wackerbarth, dem Chef des sächsischen Bauwesens , in den Bauangelegenheiten August des Starken zu führen hatte. Durch C.F. Pöppelmann wurde ein enger Kontakt zur Dresdner Architektur herbeigeführt, wie sich insbesondere an den Planungen für das Sächsische Palais und den Umbau des Schlosses Ujasdów ablesen läßt.


Da das Königl. Schloß in Warschau Eigentum der polnischen Adelsrepublik und dem jeweiligen König nur zur Nutzung überlassen war, hatte August der Starke 1713, um über einen eigenen Besitz zu verfügen, das 1661-67 von Tylman van Gameren erbaute Morsztynsche Palais erworben. Erste Entwürfe für eine Erweiterung des nunmehr Sächsischen Palaiss und die Anlage des Gartens fertigte bis 1715 Johann Christoph Naumann, wovon jedoch nur der Garten in Angriff genommen und nach einer - vielleicht von Matthäus Daniel Pöppelmann- überarbeiteten Planung kontinuierlich ausgeführt wurde. Dieser auch der Öffentlichkeit zugängliche Sächsische Garten wurde das Kernstück der Sächsischen Achse. Nach den Feierlichkeiten anläßlich der kurprinzlichen Hochzeit 1719 in Dresden setzten in den zwanziger Jahren wieder umfangreiche planerische Aktivitäten ein, die beim Sächsischen Palais in Projekten für einen Neubau an der Westseite des Gartens gipfelten. Dabei trat seit 1717/ 28 Carl Friedrich Pöppelmann in den Vordergrund. Seine Entwürfe reflektierten die gestalterischen Themen und Motive, mit denen sich die Dresdner Planungen beschäftigten. Eines der Projekte entstand, entsprechend dem gleichzeitigen Vorgehen am Japanischen Palais in Dresden, in gemeinschaftlicher Arbeit von Pöppelmann, Jauch und Deybel. Zu Lebzeiten August des Starken blieb es jedoch bei Entwürfen, es wurden lediglich geringfügige Um-und Anbauten an dem bestehenden Palais vorgenommen.

August III. ließ 1734 noch einmal eine großzügige Erneuerung des Sächsischen Palais in Warschau planen, begnügte sich dann aber damit, das alte Palais nach und nach zu erweitern. Sowohl Jauch wie Pöppelmann waren daran beteiligt. Pöppelmann war es auch, der in demselben Zeitraum 1735- 45 dem Vorhof des Palais die bauliche Fassung gab und dadurch die Sächsische Achse direkt an die Krakauer Vorstadt anschloss. Das ausgedehnte, aber unsystematisch gewachsene Sächsische Palais erfuhr 1838 - 42 einen klassizistischen Umbau, der alte Name blieb jedoch bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg bewahrt."

aus: Walter May: Das sächsische Bauwesen unter August II. und August III. in Polen, in: Dresdner Hefte 50 (Polen und Sachsen. Zwischen Nähe und Distanz) 2/1997, hrsg. vom Dresdner Geschichtsverein e.V.