Dresdner Neueste Nachrichten vom 06. Mai 2008
Von Genia Bleier

Moderne Fassaden müssen umgeplant werden

Diskussionsrunde „Wie weiter am Neumarkt?“: Zwei Bauherren gaben Einblick in ihre Projekte, ein dritter kniff

Stadtplanung ist eine öffentliche Angelegenheit. Besonders, wenn es um höchste Ansprüche wie am Neumarkt geht. Dort stehen die nächsten Bauprojekte für die Quartiere II (Rampische Straße), IV (British Hotel), VI (nun ohne Gewandhaus) und VIII (Schlossstraße/Kanzleigässchen/Schössergasse/Sporergasse) schon in den Startlöchern. „Mischen Sie sich weiter kritisch ein“, mahnte Dankwart Guratzsch im Rathaus beinahe flehentlich ein ungewöhnlich zahmes Publikum. Der „Welt“-Publizist moderierte eine Diskussionsrunde „Wie weiter am Neumarkt?“, zu der die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND) Bauherren und Öffentlichkeit geladen hatte.

Im Plenarsaal war kaum ein Platz leer geblieben, als Berndt Dietze, Geschäftsführer der Baywobau Dresden, Peter Leemann von der Schweizer Aktiengesellschaft Hapimag und die Planer von Ipro Dresden zur Hotel- und Wohnbebauung im Quartier VIII bzw. zu den Ferienwohnungen im British Hotel Stellung bezogen. Ein Streitgespräch wurde es, abgesehen von wenigen kritischen Nachfragen, nicht. Entweder ist zum Neumarkt schon alles gesagt oder die Angriffslust der Dresdner verbraucht sich gänzlich an der Waldschlösschenbrücke. Selbst das zeitgenössische Wohnprojekt des Büros von Philipp Herrich (DNN berichteten) direkt neben einem Reanissancegiebel in der Schössergasse stieß auf keinen Protest. Hier hatte Dietze durchaus damit gerechnet. Dazu liefern die rekonstruierten historischen Fassaden des künftigen Schlosshotels an der Schlossstraße erst recht keinen Grund.

Anders sieht es schon bei den restlichen Straßenansichten des Karrees aus. Dort könnte sich noch mancher Funke entflammen. So wird das Zechsche Haus, Schössergasse 27, definitiv kein Leitbau. Weil die Feuerwehrzufahrt gewährleistet sein muss, rückt das Gebäude abweichend vom originalen Grundriss eineinhalb Meter zurück, erklärte Dietze. Drei Büros seien dafür mit neuen Entwürfen beauftragt. Historisierendes Bauen komme nicht (wieder?) in Frage so Dietze. In diesem Zusammenhang konnte er auch darauf verweisen, dass die Baywobau jetzt Ziegelschalen vor den Beton setze. Offene Fragen bleiben für nicht mehr belegbare Häuser im Quartier VIII/1. Von den insgesamt fünf modernen Fassadenentwürfen habe die Gestaltungskommission Kulturhistorisches Zentrum bis jetzt nur zwei bestätigt. Die anderen müssen neu geplant werden.

Der Bau der 37 Ferienwohnungen im British Hotel an der Landhausstraße könnte eigentlich starten. Die Verwendung von rund 70 originalen Fassadenteilen und der Ausbau von drei Gewölbekellern sichert Zustimmung. Ein Trostpflaster gab es auch für die mögliche Wiederkehr des gesamten Palais, das einmal bis zur Moritzstraße reichte. Jetzt werde ein Zwischenflügel gebaut und mit Fenstern versehen, doch mit der Stadt auch ein Vorkaufsrecht vereinbart, sagte Leemann, Projektleiter Immobilien bei Hapimag. Er unterstrich, dass das weltweit agierende Unternehmen Internationalität nach Dresden bringe.

Das strittige Projekt, ein Luxushotel in der Rampischen Straße 9-21, konnte nicht diskutiert werden. Jürg E. Köllmann, Geschäftsführer der Fibona Investmentgesellschaft, hatte seine Teilnahme an der Veranstaltung kurzfristig abgesagt. Begründung: Das Modell des Bauvorhabens sei noch nicht fertig. Das wurde vom Veranstalter heftig bezweifelt, da am Vortag das Stadtplanungsamt in einer öffentlichen Veranstaltung bereits Einblick in die Pläne gegeben hatte.

Blick auf das Podium: Bernd Dietze (Baywobau) während der Präsentation (Foto: T.Kulke)