Erhaltung einiger Keller
 

Die GHND hatte sich für die Erhaltung einiger ausgegrabener Keller eingesetzt. Insbesondere für die als Leitbauten vorgesehenen Rekonstruktionen empfahlen wir die Einbeziehung einige der großen Kellertonnengewölbe in den Neubau. Landesarchäologin Frau Dr. Oexle hatte 2002 jedoch den Kellern einen denkmalwürdigen Schutz nicht zugestanden. Dennoch sind wir der Überzeugung, daß es keinen Sinn macht, noch vorhandene, originale Bausubstanz völlig zu vernichten, während oberirdisch eine originalgetreue Kopie des Vorgängerbaus errichtet wird.
Selbstverständlich spielt Wirtschaftlichkeit und Hochwasserschutz bei den Bauvorhaben eine große Rolle. Aber auch hier sollte ein vernünftiger Kompromiss möglich sein. Noch immer hoffen wir, daß bei den noch nicht freigegrabenen Grundstücken, insbesondere den großen Kellertonnen an der Schloßstraße, ein Umdenken erfolgen kann.

Im folgenden das gesammelte Material des Kampfes um die Erhaltung der großen zusammenhängenden Gewölbetonnen:


Spuren aus dem Mittelalter
Archäologen haben den Erhalt wertvoller Keller gefordert. Aber werden diese genutzt?
SZ vom 11.05.2013



Tabula rasa im Untergrund, von Dankwart Guratzsch, 2002

Ausschnitt aus diesem Text: "Hier hat die Landesarchäologin Judith Oexle den komplett erhaltenen Kellern am Neumarkt, also dem Letzten, was im Kernbereich von der untergegangenen Stadt Dresden erhalten geblieben ist, die Denkmalwürdigkeit aberkannt.

In der Konsequenz heißt dies, daß die für die Konservierung von unterirdischen Denkmalen zuständige Amtsleiterin ihren Segen dazu gibt, die einzigen authentischen Zeugnisse, die von der Altstadtbebauung im Neumarktbereich übrig geblieben sind, auszubaggern, so wie es bereits mit den Kellern an der Webergasse geschehen ist, also das Gedächtnis der Stadt wie eine Festplatte zu löschen."

"Wer den Keller nicht ehrt"
Die Flut hat in Dresden den Konsens der Denkmalschützer hinweggespült.
von Dankwart Guratzsch - "Die Welt" vom 19.11.02



Ein Plädoyer
für die Erhaltung von Kelleranlagen
im Bereich des Dresdner Neumarktes
von Heinrich Magirius, 2002

Ausschnitt aus diesem Text: "(...) Hier wird zu Füßen des wiederhergestellten Monumentalbaus Frauenkirche ein Stadtgebiet entstehen, das sich diesem unterordnet, aber von dessen Ruhm in jeder Hinsicht "profitiert".
Nur bei vorsichtiger Zurückhaltung der umgebenden Bebauung ist die städtebauliche Wirkung der Frauenkirche garantiert. Diese Art der Bebauung des Neumarktbereiches ist nicht nur als "Erinnerung" an die verlorene Bürgerstadt Dresden zu verstehen, sondern sie ist schlicht die Konsequenz aus der Tatsache des Wiederaufbaus der Frauenkirche. Dem gegenüber sollen unterschiedliche Auffassungen über das Mehr oder Weniger von "Historisch" und "Modern" etwas in den Hintergrund treten, denn alles, was hier geschieht, geschieht am Anfang des 21. Jahrhunderts und ist ein Bekenntnis unserer Zeit, sollte also mit großem Verantwortungsbewußtsein entschieden werden. Keineswegs unwichtig hingegen ist es, wie viel historische Substanz gerettet und wieder verwendet wird. Dieses Prinzip des "archäologischen Wiederaufbaus" war und ist das Prinzip des Wiederaufbaus der Frauenkirche. Es sollte - gewiss in modifizierter Weise - auch bei der Wiederherstellung der Hausquartiere Beachtung finden. Das heißt, man sollte sorgfältig prüfen, welche der überlieferten Kelleranlagen erhalten und in die Neubauten eingefügt werden können. Das betrifft insbesondere die "Leitbauten", denn selbstverständlich gehören die Keller nicht zu einer fernen Vorzeit, sondern bilden deren bauliche Sockel."



Prof. Thomas Will (TU Dresden):
"Gerade die im Untergrund bewahrten historischen Keller besitzen jedoch im Falle Dresdens, mit seinem Totalverlust bürgerlicher Baukunst in der Altstadt, besondere strukturelle und materielle Bedeutung. Diese Zeugen der Stadtgeschichte, die anderswo bedenkenlos weggeräumt werden, sollte man bei der Wiederbebauung des Neumarkts als städtebauliches Potential begreifen. Denn mit der - zugegeben schwierigen - Erhaltung dieser Reste sichert sich die Gegenwart das beste Faustpfand für eine wahrhafte Architektur des Ortes und der Erinnerung." Prof. Thomas Will (TU Dresden/ Architektur, Denkmalpflege),
Zitat aus: "Rekonstruktion der europäischen Stadt? Zur Diskussion um den Dresdner Neumarkt" (vollständiger Text vom März 2001 unter: www.rundkino-dresden.de , Texte)

 

CDU-Stadtrat plädiert aus wirtschaftlichen Erwägungen für eine Aufgabe der originalen Kellerreste.
Der gesamte Text vom Januar 2003 (pdf-datei)

"Bagger frei für Kellerreste"
Landesarchäologin Judith Oexle gibt die ausgegrabenen Kellerreste am Neumarkt zum Ausbaggern frei und löst damit Empörung aus. Interview mit Frau Oexle aus der Sächsischen Zeitung und Leserbriefe zum Thema.
SZ vom 25.11.02 (pdf)

 

Großes Zunftgewölbe im Sophienkeller des Kempinski Taschenbergpalais Großes Zunftgewölbe im Sophienkeller/ Taschenbergpalais im Bauzustand vom Okt. 2002 nach der Flut. (ehemals Gewölbe vom Einsiedelschen Haus) Am 15. April 2003 wird das Erlebnisrestaurant nach Sanierung neu eröffnet und zeigt als bedeutende, authentische Stadtgeschichtsquelle mit den wiedereingewölbten Kellertonnen ein unverwechselbares Flair.

Bildquelle: www.sophienkeller-dresden.de

siehe auch: www.pulverturm-dresden.de/

Türkisches Gewölbe im Restaurant "Pulverturm" unter dem CoselpalaisInternational wirbt Dresdens Küche mit folgendem Spruch:
"The largest number of restaurants are located in cellars called Gewölberestaurants (restaurants with vaulted ceilings) which radiate a special atmosphere." (www.sevenstarseurope.com) Gerade die original erhaltenen, urigen Gewölbekeller sind es also, die für Atmosphäre sorgen.
Bild rechts: Türkisches Gewölbe im Restaurant "Pulverturm" unter dem Coselpalais



Aus dem Diskussionsforum "Lebendige Innenstadt" unter www.dresden-altmarkt.de entstand ein Studentenwettbewerb unter angehenden Architekten der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden, der innovative Ideen für die Nutzung der historischen Kellerräume am Altmarkt suchte. Diese frische Ideen könnten ebenfalls am Neumarkt Verwendung finden. Näheres zum Wettbewerb





Einzig erhaltenes, altes Kellergewölbe von ca.
1320 (!) im Untergeschoß der neuen Altmarkt-Galeria, welches als "Weinkontor" genutzt wird.



Einbezogene Renaissance Keller (ca. 1565) im Kanzleihaus gegenüber vom Schloß. 11/02
Trotz Betonfundament drang ebenso Grundwasser während des Hochwassers im August 02 in die Tiefgarage.


Ausgegrabener Keller vom "Weigelschen Haus" (erbaut: 1766), das als Leitbau mit seinem achteckigen Hof für eine originale "Rekonstruktion" vorgesehen ist. 11/02

Kunststudentin Jana Dahms nutzte einstweilen die Keller für eine Kunstaktion und überzeichnete die überkommene Kellerlabyrinthstruktur mit weißem, biologisch abbaubarem Kellerkalk. Die neue Netzstruktur zeichnet Parkmarkierungen mit möglichen zukunftigen Autostellfächen vor.
 

Unter Punkt 10 des Bürgerbegehrens der GHND steht:
"Erhalt, Integration und optische Wiedereinwölbung sämtlicher nutzbarer Keller des 15. - 18. Jahrhunderts."

Die Betonung liegt auf "NUTZBARER". Enge, verwinkelte Treppen und schmale Kohlenverliese fallen selbstverständlich nicht unter den Begriff "nutzbar" unter heutige Nutzungsanforderungen. Gemeint sind vor allem große, geräumige Tonnengewölbe. Klar ist auch, daß es neue breite Treppen geben wird, die den Anforderungen des heutigen Brandschutzes gerecht werden.
Der zweite Satz lautet: "Bei Rekonstruktionen muss der Bestand der Keller in die Rekonstruktionen mit einbezogen werden." Das heißt, hier sollte schon eine verbindliche Regelung für alle Leitbauten getroffen werden.








Querschnitt des Quartiers Frauenkirche - QF
(links Weigelsches Haus, rechts Töpfergasse. Die Kellergewölbe waren in dieser anfänglichen Planung noch erhalten. Geplant war: im großen Hof des Blocks eine Tiefgarage als unterirdisches Regalsystem mit 4 Ebenen und 100 Stellplätzen. Quelle: Werbeprospekt des Bauherren.

 


Archäologische Grabungen auf dem Neumarkt 2003 - Freilegung des mittelalterlichen
Frauentores mit Barbakane


Frauentor/ Barbakane

Bei Interesse an den neuesten Ausgrabungen am Neumarkt siehe:
www.archsax.sachsen.de (Arch. Ausgrabungen in Sachsen + Grabungen im RB
Dresden anklicken!)


Ausgrabungsergebnisse 2003: Dresden Neumarkt - Ehemaliges Frauentor und Barbakane der Dresdner Stadtmauer
www.archsax.sachsen.de/Themenportal/download/neum6.pdf
www.archsax.sachsen.de/Themenportal/download/neum7.pdf

"In den jetzt fassbaren Dimensionen, seiner städtebaulich brillanten Lage und in seiner Erhaltung ist das Gewandhaus im Gegensatz zu den Kellern der umgebenden Quartiere für eine Erhaltung und Integration in ein Neubauvorhaben prädestiniert." - so heißt es auf der Webseite.


Juni 1998 - Teile der alten Kellergewölbe direkt am Altmarkt werden in die Neubebauung mit einbezogen. Um eine stabile Statik zu gewährleisten werden zwischen den eingestürzten Gewölben Stahlbetonstützen gebaut.   Altmarkt Keller

ausgegrabene Keller vom Quartier II (VVK Dresden)
  Ausgegrabene Keller vom Quartier II (VVK Dresden (Okt. 2002). Bauherr Uwe Gabler von der VVK ließ ebenfalls aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und Statik die Keller komplett abreißen, um später ausgewählt geborgene Einzelteile wie Torbögen und Schlußsteine in den Betonkeller auszustellen.