Schloss - Der Ostflügel
 
 
Dresdner Schloß - Ostflügel 2001
Ostflügel 2001 - in der Mitte Renaissance-Tor mit Pelkian von 1589,
gleich rechts daneben wird demnächst die "Englische Treppe" neu erstehen.


  • Älteste Teile der alten Burganlage stammen vom ca 1250. So auch der Ostflügel, der mit dem Nordflügel vom Georgentor bis zum Hausmannsturm den Kern des gotischschen Kastells bildete.
  • 1468/69 - Die Brüder Kurfürst Ernst und Herzog Albrecht lassen eine geschlossene Vierflügelanlage bauen. Dabei wird der Ostflügel zum dreigeschossigen Baublock formiert. Die Halle im Erdgeschoss mit den Kreuzgratgewölben entsteht.
  • Unter Herzog Moritz' Regierung wird das Schloß nach seinem Sieg über den Schmalkaldischen Bund in der Schlacht bei Mühlberg 1547 vollständig im neuen, aus Italien importierten Renaissancestil umgebaut. Innen und außen dekoriert man das Schloß mit Sgraffitos. Die prachtvolle Anlage wird nach Westen um die Hälfte erweitert. 1589 entsteht ein repräsentatives Eingangstor zur Schloßstraße.
  • 1692 - lies Johann Georg IV. die "Englische Treppe" von J.G. Starcke bauen - zum Empfang des engl. Gesandten, der dem Kurfürsten 1693 den Hosenbandorden im Auftrag seines Königs verlieh.
  • Nach einem Brand im nordöstlichen und gesamten östlichen Teil 1701 wird der Ostflügel barock umgebaut. Die hohen Renaissancegiebel, nicht mehr dem Zeitgeschmack entsprechend, werden abgebrochen. Regelmäßige Reihen hoher, schlanker Barockfenster ersetzen die breiten Renaissance-Fenster.
    Leitung dieses sächs. Spätbarockbaus: Pöppelmann
  • Großartige barocke Schloßum- und neubauplanungen von Chiaveri, Knöffel, Pöppelmann werden aus Geldmangel und aus veränderten politischen Umständen nie umgesetzt.
  • zahlreiche Umbauten während des 19. Jahrhunderts zerstören den "zarten, kühlen, klaren sächsischen Rokoko aus der Zeit Friedrich August III., die als schmachvolle Periode der sächs. Geschichte angesehen wurde." (J. Menzhausen)
  • Eine grundlegende Umgestaltung erfährt der Trakt wie das gesamte Schloß 1890 - 1902 im Stile des Historismus. Insbesondere wird die Anlage mit Neorenaissance-Pomp übergossen (u.a. neues Georgentor, Anbau zum Taschenbergpalais). Aber auch Neobarock gelangt zum Einsatz, wie z.B. an der "Englische Treppe" 1895 von G. Fröhlich.
  • 1945 zerstört. Die Schlossruine konnte in den Nachkriegsjahren durch unermüdlichen Einsatz Dresdner Denkmalpfleger (u.a. Hans Nadler) vor Abriß & Zerfall gerettet werden. 1964-66 Äußere Rekonstruktion des Georgentores.
  • ab 1985 Wiederaufbau. Durchbruch für einen Baukran im Ostflügel. Mitte der 90er Jahre heftige Kontroverse über die denkmalpflegerische Zielstellung.
  • Der genaue Zeitplan zur Vollendung des Dresdner Residenzschlosses ist unklar. Erst nach 2006 wird wohl der Altan im Gr. Schloßhof fertig gestellt werden. Die Übergabe des gesamten Museumskomplexes einschließlich Kleinem Schloßhof, zentraler Eingangshalle, Räume unterm Gr. Schloßhof und rekonstruierter Prunkgemächer August des Starken im Westflügel wird wohl eine Aufgabe für mehrere Generationen bleiben.
Grundriss 2. Obergeschoss
Dresden, Residenzschloss - Grundriss 2. Obergeschoss

1 Riesensaal 1550 / 1717
2 Großer Ballsaal von 1843
3 Turmzimmer
4 Propositionssaal 1837 - 1855
5 Georgentor von 1901
6 Kanzleihaus
7 Grand Galerie von 1717
8 Englische Treppe von 1692/ 1901
9 Torhaus an der Schloßstraße / Pelikantor 1589
10 Kleiner Schlosshof
11 Wirtschaftshof
12 Neuer Südflügel von 1895-1901



Ostflügel im Hof des Renaissance-Schlosses - 1553 mit langgestreckten Doppelfenstern, die horizontal mit Simsen betont wurden und dazwischen mit Sgraffittos verziert wurden.
 

Englische Treppe
Englische Treppe im südlichen Ostflügel von J. G. Starcke, C. Beyer von 1692/93 - (hier beim Einzug der Prinzessin Maria Josepha 1719)

 

Ansicht auf das Dresdner Schloß vom Osten (Schloßstraße) her. 1820. Gut zu erkennen: barock umgestalteter Ostflügel.
 

Schloßstraße Lithographie 1830
Schloßstraße, Lithographie 1830

 
Schloßstraße mit Blick nach Süden, vor dem Umbau 1870 Schloßhof - Ostseite 1928 - nach der Neo-Renaissance-Umgestaltung mit wieder angebrachten Giebeln. Im zweiten Stockwerk befand sich der der "Riesensaal".   Neobarocke Englische Treppe  1952
Neobarocke Englische Treppe von 1895 nach der Zerstörung - Aufn. 1952 Die anstehende Restaurierung wird diesen Zustand wiederherstellen.
 

Schloßstraße ca. 1950, Ruine des Schlosses (Ostseite). Gut zu sehen: die regelmäßigen, hohen Barockfensterreihen, welche um 1900 im Neorenaissancestil verkleidet wurden.
 
Schloßstraße 1992, 4 Jahre Wiederaufbau Schloß. Aus technologischen Gründen glaubte die DDR eine Schneise für den Kran in das originale Gemäuser hauen zu müssen (im Bild rechts).



"Entwurf für den Wiederaufbau des Dresdner Schlosses als Museumskomplex - Schloßstraße mit Schössereiturm" Dresden 1982. Dieser Turm ist nun nach der überarbeiteten Fassung des Wiederaufbaukonzepts nicht mehr vorgesehen.
 



Erdgeschoss Ostflügel
Erdgeschosshalle des Ostflügels -
Gewölbe von 1548, Aufnahme vor 1945



Der Riesensaal mit der Aufführung des Mohrenballetts- 1680Der Riesensaal

  • zog sich über die gesamte Länge und Breite des alten Ostflügels im zweiten Geschoss (56,7 x 13m)
  • entstammte aus dem vorherigen "Dantzsall" - also die große Halle der gotischen, markgräfl. Burg
  • 1550 wurde mit dem Umbau des Ostflügels der sogenannte Riesensaal von C. Voigt von Wierandt errichtet. Die Bezeichnung resultiert aus den Freskobildern in den Fenstern.
  • 1627 - 1650 von Wilhelm Dilich mit hölzernem Tonnengewölbe neu ausgestaltet
  • 1701 brannte der Riesensaal beim großen Schloßbrand ab und wurde darauf hin schlicht barock als neuer "Heldensaal" mit Gobelins u. Kristallspiegeln ausgestattet.
  • 1945 völlig zerstört.
  • Bis 2006 soll der Riesensaal als Museum für die Rüstkammer wiedererstehen.
    Die authentische Bausubstanz der barocken Fensterreihung der östlichen Wand zur Schloßstraße wird nicht angetastet, was eine Wiederherstellung des Renaissancezustandes mit breiten Doppelfenstern ausschließt.

    BauNetz- Meldung vom 12.01.05:
    Zentrum der Anlage ist der „Riesensaal”, der in seinen Dimensionen wieder hergestellt werden soll. Die historische Gewölbedecke soll nach Kulkas Vorstellungen mit einem Metallgewebe nachgezeichnet werden. Die sich diagonal kreuzenden Profile der Deckenbekleidung sollen dabei zum einen die markante Parallelverschiebung der Raumwände, andererseits die unterschiedlichen Achsmaße der Fensterpfeiler überspielen.



    Geschichte wird weniger als Kontinuum gelesen, wie es die DDR-Denkmalpflege-Planungen zum Riesensaal darstellten. Heute - 15 Jahre im wiedervereinten Deutschland, sieht man die komplexe Baugeschichte des Schlosses mehr als voneinander getrennte Schichten, denen man sich mit einer kritisch-konstruktiven Distanz nähert.

    BauNetz- Meldung vom 04.02.04
    Kulkas Planungen sehen vor, dem Gebäude eine „weitere Zeitschicht” (Kulka) hinzuzufügen, die den Bau in seiner gewachsenen Struktur als Baudenkmal unterstützt. (...)
    Die bogenförmig gewölbte Decke des Riesensaals (ursprünglich von Wilhelm Dilich) soll „auf zeitgenössische Weise interpretiert” werden: Mit einem metallischen, offenmaschigen Gewebe wollen die Architekten die historische Gewölbedecke nachzeichnen.

    Die Raumbeleuchtung soll über indirekt strahlende Langfeldleuchten, die oberhalb der Deckenverkleidung angebracht werden, durch das Metallgewebe hindurch erfolgen.

    Als weiterer Einbau ist ein von den Außenwänden gelöster, als eigenständiger Baukörper ablesbarer Servicebereich im ersten Obergeschoss geplant. Eine ebenfalls frei eingestellte Empfangstheke im „Kleinen Schloßhof” soll als Anlaufstelle für die Besucher dienen. Die barrierefreie Erschließung wird durch unterschiedlich geneigte Ebenen ermöglicht, die Treppen und Rampen überflüssig machen.
Abbildung oben: Der Riesensaal mit der Aufführung des Mohrenballetts- 1680
Darunter: Computervisualisierung des Riesensaals von Architekt Peter Kulka




Einer der "Riesen", eigentlich: Krieger nach einem Wandgemälde des Riesensaals. Barocker Kupferstich nach den Originalfresken der Brüdern de Thola









   
Riesensaal 1693
Verleihung des Hosenbandordens an Kurfürst
Johann Georg IV. im Riesensaal 1693

Riesensaal mit barocker Ausgestaltung
Riesensaal nach barocker Umgestaltung,
1719 Vermählung des Kurprinzen mit
Maria Josepha von Österreich


Ansicht der Südwest-Seite des Schlosses (Ausschnitt), Kupferstich 1680. Die (bräunlich gekennzeichneten) breiten Renaissance-Doppelfenster, die sich ananlog auf der Ostseite befanden, wurden nach dem Schloßbrand 1701 im Äußeren nicht wieder hergestellt, sondern in der Form von hohen, schlanken Fensterreihen, die damals mehr dem barocken Zeitgeschmack entsprachen.
Im Inneren der Anlage, also im Großen Schloßhof, hatte man dagegen den Renaissancezustand respektiert, ließ breite Fenster, Altan und Wendelsteine stehen und vervollständigte, um einen geschlossenen Gesamteindruck zu erhalten, 1683 den fehlenden südöstlichen Wendelstein nach Vorbild der drei vorhandenen. Diese Renaissance-Fensterreihung und alle 4 Wendelsteine sind heute noch in Relikten vorhanden und rechtfertigen die denkmalpflegerische Wiederherstellung des Renaissancezustandes als Zeugnis der großen kulturellen Blütezeit in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Dresden.

Kanzleihaus Westseite
Im Vergleich dazu das 1998 rekonstruierte Kanzleihaus, was seit 1567 Teil des Schlosses war.
In diesem Bild gut zu erkennen: die breiten Doppelfenster, wie sie ähnlich ursprünglich am Hauptschloss selbst zu sehen waren.


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Abbildungen: Sächsische Landes -und Universitätsbibliothek, Abt. Fotothek