"Blumenhaus"-Projekt (Quartier V/1)
 

Investor: Jochen Lagerein und Werner Kraft
Columbus Bauprojekt GmbH Frauenstraße
Webseite: www.planpartner.de

Das Architekturbüro Behnisch, Behnisch & Partner plante 2002 für die Columbus Bauprojekt Frauenstraße auf einer Fläche von rund 1000 Quadratmetern einen neuen Gebäudekomplex.
Auf dem Areal Frauenstraße/Galeriestraße sollte auf 4.400 Quadratmetern ein Mix von Geschäften, Cafe`s, Wohnungen und kleinen Büros entstehen. Die Architektur sollte sich "an historische Proportionen anlehnen, aber mit architektonischen Mitteln unserer Zeit arbeiten" - so die Bauherren Jochen Lagerein und Werner Kraft, die 11 Millionen Euro investieren wollten. Dem Vernehmen nach sind die Bauherren jedoch mittlerweile abgesprungen. Hier soll das Projekt noch mal vorgestellt werden.


Behnisch-Neubau-"Blumenhaus"
Erste Studien vom "Blumenhaus" - gesehen von der Wilsdruffer Straße aus.
Entwurf: Büro "Behnisch, Behnisch und Partner"


Zeitgenössisches Wiederaufleben von Schmückendem

SZ vom 15.06.02
Ein Behnisch-Mitarbeiter: "Wie es bei den barocken Gebäuden üblich war, soll auch unser Gebäude einen Schmuck erhalten. Dabei wollen wir mit Künstlern und Restauratoren zusammenarbeiten. Die Blumen an unseren Gebäudeentwürfen sind natürlich Platzhalter".
Zum ersten Mal stellen sich Architekten damit einem verstärkten Wunsch nach Schmückendem, Dekorativem und farbigen Details in der Gegenwartsarchitektur Dresdens. Diese lang anstehende Verbindung von Bauherrn, Baumeistern und den besten Designern der Zeit würde damit nach langen Jahrzehnten der Unterbrechung an die Idee des Gesamtkunstwerks anknüpfen und eine Einheit aus Bauwerk, Innenarchitektur und Design erzeugen.

Auf dem Nachbargrundstück an der Schuhmachergasse soll dagegen ein Gebäude nach historischem Vorbild (Leitbau Köhlersches Haus, Frauenstr. 14) wiederaufgebaut werden, für welches aber leider noch kein Bauherr in Sicht ist.
"Die Form der Dächer soll an historische Mansarden erinnern. Glasfassaden sind hauptsächlich für die hinteren und inneren Bereich vorgesehen. Zum Neumarkt und zu den anderen historischen Stadträumen haben wir Lochfassaden mit Putz gewählt" so Behnisch Partner Günther Schaller in einem Interview vom 15.06.02 der Sächsischen Zeitung. Die Visualisierung zeigt jedoch zum "historischen Stadtraum" Altmarkt einen harten, kantigen Kubus anstatt Adapationen historischer Mansarddächer, zu viel Flächigkeit bzw. relieflose Glätte und einen inakzeptablen hohen Anteil von Glas. Als Torlösung zum Neumarkt ist diese Willkommen-Situation an der Ecke Galeriestraße/ Frauenstraße zu provokativ modernistisch und hart.

Sobald Herr Lagerlein und dessen Firmenpartner Kraft Besitzer der rund 1000 Quadratmeter großen Fläche an der Ecke Galerie- und Frauenstraße sind - ein Investitionsvorrang läuft - wollen sie mit den Grabungen beginnen. Ende 2003 wollten die Investoren den Bauantrag stellen.
Der Gestaltungsrat Neumarkt hat sich mit den Entwürfen dreimal befasst und sie akzeptiert, wobei die eigenen Kriterien der städtischen Gestaltungssatzung zum Altmarkt/Galeriestraße hin und in der Frauenstraße mit diesem Entwurf eindeutig mißachtet wurden. Die GHND drängt auf eine Überarbeitung des Entwurfes, der durchaus positive Ansätze beinhaltet, aber weiter modifiziert werden sollte. Der Entwurf könnte wirklich ungeteilte Begeisterung auslösen, wenn er sich noch entschiedener und konsequenter zu einer dresdentypischen Atmosphräre bekennen würde.


Fotoquelle: Landeshauptstadt Dresden, Stadtplanungsamt
Weitere Visualierungen:
http://archlab.de/projekte/Oeffentliche-Bauten/blumenhaus_dresden_144.html


Das Architekturbüro Behnisch

Das international bekannte Büro Behnisch, welches u.a. die Neue Akademie der Künste am Pariser Platz in Berlin, den Neuen Bundestags-Plenarsaal in Bonn sowie das Münchner Olympiastadion gebaut hat, ist auch in Ostdeutschland sehr präsent. Eine Gesamtdarstellung aller Projekte der beiden Büros "Behnisch & Partner" (Vater) und "Behnisch, Behnisch & Partner" (Sohn) finden Sie unter:

www.behnisch.com

Übrigens Günter Behnisch (81), der Vater von Stefan Behnisch (Blumenhaus-Architekt), ist ursprünglich ein Dresdner und in Dresden Lockwitz aufgewachsen.

12.6.1922 geboren. Nach dem Krieg zog die Familie dann nach Stuttgart, wo Herr Behnisch von 1947 bis 1951 an der TH Stuttgart studierte. Im Herzen ist der künstlerisch gesinnte Architekt aber Sachse geblieben:
"Ich bin Sachse, und wir haben immer mit Österreich zusammen gegen die Preußen gekämpft - und immer verloren. Friedrich der Große, das war ja ein Räuber. Die Österreicher waren mir immer sympathischer. Die kennen das auch, das Laufenlassen und das Schauen-wir-mal-wie's-Geht." (Auszug aus einem Interview der Zeit vom 12.02.04. "So ein bisschen schweben").

 


Behnisch-Projekt von der Schuhmachergasse aus

Behnisch-Projekt von der Schuhmachergasse aus (Quelle DNN)

Das Blumenhaus von der Frauenstrasse aus gesehen.

Das Blumenhaus von der Frauenstrasse aus gesehen. (Quelle SZ)

Modell - Quelle Sächsische Zeitung

Modell - Quelle Sächsische Zeitung;

Modell - Quelle Morgenpost

Modell - Quelle Morgenpost

Lageplan

Lageskizze des geplanten Neubaus vom Investor Jochen Lagerein und
Werner Kraft als Columbus Bauprojekt GmbH Frauenstraße (Quelle DNN)


 

Übersicht Quartier V:

1 = Investor Columbus "Blumenhaus"
2 = Leitbau: Köhlersches Haus
3 = Leitbau: Schützhaus


Quartier VI - Eigentümer: Baywoba


4 = Leitbau: Chabonisches Haus
5 = Leitbau: Dinglinger Haus
(Frauenstraße 9)
mit Dinglinger Brunnen, der z.Z. in der Weißen Gasse hinter dem Hotel Gewandhaus steht.

und weiteren Leitbauten (rot umrandet)

6 = Hotel Stadt Rom (planerisch nicht erfaßt!)

Planquelle: Bebauungsplan Nr. 53 Dresden Altstadt I - Nr. 5


Rot gestrichelte Linie: Vorkriegsfluchtlinien der Baublöcke.
Die Wohnhäuser aus den 60ern an der Wilsdruffer Straße werden erst in etwas 30 Jahren zur Disposition stehen.

Weitere Darstellungen zum Behnisch' Blumenhaus:

Nord-Süd-Schnitt mit der

Nord-Süd-Schnitt mit der Frauenstraße. Rechts die Blöcke an der Wilsdruffer.


Stellungnahme vom 12.06.02 der GHND (pdf-datei)




SZ vom 12.06.02 "Ein Gebäude polarisiert: Von genial bis Skandal"

 

Kommentar
Kommentar aus der Sächsichen Zeitung vom 11.06.02

 

 

Gerhard Glaser:      "das Historische reflektieren, dazu neue Begleitmusik als Variation einer
                                Melodie"
Rolf Zimmermann:  "Blumenbemalte Glasfassaden sind ein fröhlicher Versuch, zwischen
                                Enge und Weite zu vermitteln. Fröhlichkeit und Vielfalt brauchen
                                wir in unserer Stadt."



"Künstler sollen die Fassade gestalten"
Sächsische Zeitung vom 15.06.02

 


Abwicklung vor 1945


Koehlersches Haus mit neuem Behnisch-Bau