Dresdner Busmannkapelle Bedenke, dass du zerbrechlich bist Erst wurde die Dresdner Sophienkirche im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, dann in DDR-Zeiten abgerissen. Nun sucht die Stadt ihre Reste - und findet zu sich selbst. Von Dieter Bartetzko. FAZ vom 09.08.2012 |
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Die
Busmannkapelle entsteht am Postplatz Die Debatte um ein Denkmal für die Opfer vom 13. Februar 1945 gibt den Plänen für den Bau der Busmannkapelle Aufwind. Am Ort der zerstörten Sophienkirche könnte der Luftkriegsopfer würdevoll gedacht werden, sagt Peter Schumann, neuer Vorsitzender der Gesellschaft zur Förderung einer Gedenkstätte für die Sophienkirche. „Ich bin sehr skeptisch, ob es angebracht ist, auf dem Altmarkt ein großes Denkmal zu schaffen. Große Plätze verleiten erst recht zu großen Demonstrationen, das brauchen wir nicht.“ 2,5 Millionen
Euro kostet sie Dennoch
wird die Kapelle nicht vor 2009 entstehen. Bis Ende dieses Jahres hat
der amtierende OB Lutz Vogel (parteilos) dem Verein Zeit gegeben, das
Kuratorium zusammenzustellen. Ursprünglich habe Vogel das Projekt bis
zum Jahr 2012 aufschieben wollen, doch dagegen sei der Verein eingeschritten.
Kommende Woche trifft Schumann Vertreter der evangelischen Kirche zu einem
ersten Gespräch über eine Mitgliedschaft im Kuratorium. „Wenn wir es schaffen,
das Kuratorium zu besetzen, und die Gedenkstätte selbst zu betreiben,
fließt da eine gewaltige Summe“, sagt der Vereinsvorstand. Die nach der Zerstörung der Sophienkirche 1962 geborgenen Teile lagern im Lapidarium der Stadt, und sollen in der Busmannkapelle aufgehen. Der Verein kann sich vorstellen, Teile der künftigen Innenausstattung als Stiftungsanteile zu verkaufen, oder die Spendernamen in die Bodenplatten eingravieren zu lassen. Keine Opferzahl-Debatten „Die Busmannkapelle soll ein lebendiger Ort werden, wir wollen dort nicht die Asche beweinen, sondern neues Licht in die Stadt bringen“, sagt Schumann. Nutzen könnten die Busmannkapelle die Landeszentrale für politische Bildung, das Hannah Arendt-Institut für Totalitarismusforschung, die Musikhochschule, die Interessengemeinschaft 13. Februar 1945 und andere. Denkbar sei, dass Musikstudenten die Gedenkstätte als öffentlichen Proberaum bekommen. Das ursprünglich angedachte Museum sei jedoch vom Tisch. „Bestimmte Präsentationen sind von vornherein ausgeschlossen: Wir wollen nichts, was zu einem Missbrauch des 13. Februar führen würde, wir wollen keine Rechtsextremen dort, aber auch keine Opferzahl-Debatten“, so Schumann. Im Zuge der Bauarbeiten am ehemaligen „Fresswürfel“ werde sich der Verein jetzt mit den Bauherren abstimmen. „Wir müssen aufpassen, dass die Versorgungseinrichtungen für die Busmann-Kapelle dadurch nicht unmöglich werden“, sagt Schumann.
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Modell der geplanten Busmannkapelle in einem Glaskubus. Das Architekturbüro Gustavs & Lunkwitz hatte mit einer interessant gefalteten Dachlandschaft in einem Werkstattverfahren für das Quartier VII 2006 auf sich aufmerksam gemacht. |
Geplante Busmannkapelle am künftigen Hotel (Advantariegel, als moderne Erweiterung des Taschenberghotels) |
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Eine
Gedenkstätte für die Sophienkirche in Dresden Vor sechs Jahren entstand
aufgrund der privaten Initiative einer Dresdner Bürgerindie »Gesellschaft
zur Förderung einer Gedenkstätte für die Sophienkirche Dresdene.V.« Diese
Gesellschaft, die mittlerweile mehr als 60 Mitglieder umfasst, hat sich
das Ziel gesetzt, durch die Errichtung und das Betreiben einer authentischen
Gedenkstätte an die Sophienkirche zu erinnern. Regelmäßige Veranstaltungen
zu kultur- und stadtgeschichtlichen Themen halten gegenwärtig bei den
Mitgliedern das Interesse bis zur Erreichung des Vereinsziels wach. Die
Sophienkirche am Postplatz war das einzige Baudenkmal aus gotischer Zeit,
welches die Zerstörung der Dresdner Altstadt im Siebenjährigen Krieg überstand.
Sie fiel aber dem Bombenhagel am 13.Februar 1945 bzw. als ausbaufähige
Ruine letztendlich 1963 den ideologisch gelenkten Gestaltungsgrundsätzen
der Dresdner Rathaus- und Parteifunktionäre unter direkter Einflussnahme
Walter Ulbrichts zum Opfer. Wenn Sie Mitglied der Gesellschaft werden wollen – Sie alle sind dazu herzlich eingeladen! Spendenkonto: Gesellschaft
zur Förderung einer Gedenkstättefür die Sophienkirche Dresden e.V. E-Mail: meltzer@mal.mw.tu-dresden.de Gedenkstätte für die Dresdner Sophienkirche (Originalartikel 2004 unter: www.slak.de) Die Sophienkirche,
ältere Schwester der Frauenkirche, soll nicht länger im Bewusstsein
der Dresdner und Sachsen im Verborgenen bleiben. Vor sechs Jahren entstand
aufgrund einer privaten Initiative einer Dresdner Bürgerin die Gesellschaft
zur Förderung einer Gedenkstätte für die Sophienkirche
Dresden e. V.. Ihr Ziel ist es, durch Errichtung einer authentischen Gedenkstätte
an die Sophienkirche zu erinnern.
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Sophie von Brandenburg (1568–1622) Sophie von Brandenburg war die Tochter des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg und Gemahlin des Kurfürsten Christian I. von Sachsen. Sophie war eine orthodoxe Lutheranerin und bekämpfte den Kryptokalvinismus in Sachsen. Nach Christians I. Tod im Jahr 1591 ließ sie dessen calvinistischen Kanzler Nikolaus Krell, einen Gegner der Lutherischen Orthodoxie, auf der Festung Königstein gefangensetzen und 1601 auf dem Dresdener Jüdenhof hinrichten (auf dem Jüdenhof erinnert ein Pflasterstein mit der Aufschrift „Kr.“ an den großen europäischen Politiker). In Anspielung auf die gläubige Witwe Judith im Buch Judit feierten die orthodoxen Lutheraner sie daraufhin als „Judith von Sachsen“. Als Witwe lebte Sophie im sogenannten „Fraumutterhaus“ in Dresden oder auf Schloss Colditz, ließ mit dem Sophiendukaten eine eigene Münze prägen und die alte Franziskanerkirche in Dresden wieder zum Gottesdienst herrichten (1598–1610), die nach ihr Sophienkirche genannt wird. (Text u.a. aus: www.wikipedia.org - siehe auch: http://wikidd.frokost.de/wiki/Sophienkirche ) In der Zeit nach der Reformation hatte die gotische Kirche lange Jahre als Getreideboden und Pferdestall gedien. Das dazugehörige Kloster des Bettelordens war aufgelöst worden. Erst im Jahr 1598 ließ Kurfürstin Sophie den Kirchenbau erneuern und zum lutherischen Hofgottesdienst umbauen. 1602 ist die Kirche dann als protestantische Sophienkirche neu geweiht worden. Mit Christian I., den Sophie am 25. April 1582 als knapp 14-Jährige in Dresden heiratete, hatte Sophie sieben Kinder, darunter Christian II. (1583–1611), Kurfürst von Sachsen und Johann Georg I. (1585–1656), Kurfürst von Sachsen. |
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Lage der Busmannkapelle (Plan der Sophienkirche 1864) orange markiert: Busmannkapelle Der Postplatz ragt erst seit 1900 direkt an die Sophienkirche heran. Vorher trennte hier noch Bebauung an der Sophienstraße die Kirche vom Postplatz. (Plan siehe unten!) |
Busmannkapelle in der Großen Brüdergasse (Unbekannter Meister: Sophienkirche vor dem Umbau durch C.F. Arnold 1864 - 66) Der damalige barocke kleine Turm war von Knöffel 1730. Die beiden Türme an der Westfront kamen als neogotische Zutat erst später hinzu. |
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Die angesehene Familie Busmann, von der im 14. und 15. Jahrhundert mehrere Mitglieder Bürgermeister waren, stiftete Ende des 14. Jahrhunderts die Busmannkapelle als Grabkapelle. Lorenz Busmann
wurde 1387 Mitglied des Rates von Dresden und nach 1400 Bürgermeister
von Dresden.
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Farbig gekennzeichnete Mauerumrisse der 1962 abgerissenen Sophienkirche am heutigen Standort. Das als moderner Anbau an das Taschenberghotel errichtete Bauwerk "Advantariegel" vom Wiener Büro Heinz Tesar steht z.T. auf dem Areal der alten Kirche. Aufnahme: April 2007 T.Kantschew |
(Bildquellen:
Deutsche Fotothek / SLUB und Architektenbüro Gustavs & Lungwitz, EEA) |