Presseerklärung
GHND 20.10.2005
Wir begrüßen dass das Anliegen "historische Rekonstruktion wertvoller
kriegszerstörter Bausubstanz" mittlerweile nicht nur in Dresden,
sondern auch in vielen anderen deutschen Städten zu einem großen,
ja fast lebenswichtigen Anliegen geworden ist: Ob es nun in Frankfurt
am Main die Wiedererrichtung eines Teils der historischen Altstadt,
des Thurn-und-Taxis-Palais oder der Stadtbibliothek, der Rathäuser
in Halle/Saale und Wesel, der Garnisonkirche und des Stadtschlosses
Potsdam oder der Kommandantur, der Bauakademie und des Stadtschlosses
in Berlin ist - um nur die derzeit wichtigsten Beispiele zu nennen
- überall fordern engagierte Bürger auf diesem Wege die Rückgewinnung
der veruntreuten Baugeschichte von den politisch Verantwortlichen.
Und es fällt auf, dass sich die Politik gerade im Westen Deutschlands
diesen Wünschen zunehmend nicht mehr verschließt. Sehr häufig - so
war z. B. gerade kürzlich aus Frankfurt a. M. zu erfahren - beruft
man sich auf die in Dresden gemachten Erfahrungen bzw. sieht in Dresden
im Wiederaufbau der Frauenkirche, des Neumarktes ein großes, verpflichtendes
Vorbild. Um so mehr müssen wir in Dresden dringlich fordern, dass
sich die Politik den sich am Neumarkt abzeichnenden Problemen stellt.
1. Qualitätssicherung am Neumarkt
Die GHND begrüßt den immer deutlicher zu Tage tretenden, in seiner
Gesamtheit hohen Qualitätsanforderungen genügenden Aufbau des Quartiers
QF. Insbesondere die Verwendung von traditionellem Ziegelmauerwerk
und der offenbar geplante Einsatz von scharrierten und anschließend
farbig gefassten Sandstein bei den Leitbauten bzw. Leitfassaden belegt,
dass der Einsatz traditioneller Mittel auch in heutiger Zeit durchaus
auch für Investoren interessant sein kann.
Gleiches gilt für das Quartier der VVK . Dass hier Ziegelmauerwerk
vor einen Betonkern gesetzt wird, ist aus statischen Gründen zu akzeptieren.
Jedoch lassen die Pläne den Schluss zu, dass Gesimse und Portale z.
T. falsch sitzen. Auch ist noch nicht genau zu erkennen, ob die Qualität
der Stuckornamente den hohen Anforderungen am Neumarkt gerecht wird.
Bedauerlicherweise
musste die GHND feststellen, dass das Hotel de Saxe und insbesondere
die Salomonisapotheke, die als "Leitbau" bezeichnet wird, den Anforderungen
einer qualitativ hochwertigen Rekonstruktion in vielen Punkten nicht
gerecht werden. Bei allem Verständnis für finanzielle Zwänge hätten
verschiedene Dinge zugunsten eines historisch authentischeren Bildes
vermieden werden können. Hier sei stellvertretend auf das von der
Frauenkirche einsehbare Flachdach mit seiner weithin sichtbaren Haustechnik
genannt.
Es zeigt sich aber auch, dass dort wo die Stadt keine gesetzlichen
Regelungen vorgenommen hat, wie zum Beispiel vorhabenbezogene Bebauungspläne,
es zu Auswüchsen kommt. Darum ergeht die dringende Forderung endlich
auch für Privatgrundstücke am Neumarkt, wie das Quartier Hotel dé
Saxe, gesetzliche Regelungen zu schaffen.
2.
Palais Hoym
Wie
aus Presse und Internet zu erfahren war, wird das SIB das Grundstück
des ehemaligen "Palais Hoym" (Areal des abgebrochenen Polizeianbaus)
zum Verkauf zwecks historischer Rekonstruktion (Leitbau!) anbieten.
Dies begrüßt die GHND sehr! Dabei fordert die GHND, dass das Gebäude
als integrales Ganzes, d. h. mit vorderem und hinterem Hof nebst Gartenhaus
sowie einigen Innenraumstrukturen (evtl. Eingangshalle und Treppenhaus)
und nicht nur mit einer vorderen und einer rückwärtigen Fassade, zwischen
denen vielleicht ein Großkaufhaus versteckt werden kann, wiederaufgebaut
wird. Näheres zum Palais Hoym
3. Kulturpalast
Selbstverständlich akzeptiert die GHND die Beibehaltung und Sanierung
des Kulturpalastes, zu der man sich jetzt entschieden hat. Die GHND
hat eine Ideenskizze erarbeiten lassen, wie ein erhaltener Kulturpalast
ästhetisch sinnvoll und städtebaulich funktionierend in das neuentstehende
Neumarktareal integriert werden könnte: Durch die Abschrägung der
nordöstlichen Kante des Kulturpalastes wäre unter gleichzeitiger Wiederaufnahme
des ehemaligen Verlaufs der Galeriestraße eine sinnvolle städtebauliche
Eingliederung möglich und die Gefahr der Schaffung von trostlosen
Hinterhofsituationen um den KP herum gebannt. Des weiteren fordert
die GHND einen städtebaulichen Wettbewerb für dieses Areal.
Visualisierungen unter "Willkommen an der Wand"
SZ vom 09.08.05
(Bild rechts: So stellt sich die GHND die Blickbeziehung der Galeriestraße
vom Altmarkt gesehen vor. Der nord-östliche Teil des Kulturpalastes
wäre ein Stück zurückgesetzt. Hinten könnte die Schiffsmühle
entstehen.)
4.
Gewandhaus
Es ist nach wie vor die unverrückbare Forderung der GHND, dass das
sog. "alte Gewandhaus" am Neumarkt weder in der Form einer Rekonstruktion
des Renaissancebaues noch als Neubau wieder errichtet wird. Bedauerlicherweise
musste festgestellt werden, dass weder unsere zahlreichen Stellungnahmen
in der Presse noch die Herausgabe einer eigenen Broschüre zu diesem
Thema, noch die Positionierung von 63.000 Dresdnerinnen und Dresdnern
im Bürgerbegehren "Ja! Zum historischen Neumarkt" die Landeshauptstadt
Dresden zu einer Revision ihres bisherigen Standpunktes zum Gewandhaus
führte.
Die großartige, einmalige Platzanlage des Neumarkts - wie man sie
auf vielen Aufnahmen aus der Zeit vor der Zerstörung sieht - würde
durch eine Bebauung des "Gewandhausareals" ihren Charakter verlieren,
und der Platz würde zerteilt, gar zu einer Straße verengt. Ein solch
überdimensionierter Gewandhausneubau würde den historisch wiederaufgebauten
Platz ad absurdum führen. Diese unsere Grundposition ist durch solide
wissenschaftliche Analyse belegt und nunmehr durch einen sensationellen
Fund im Hauptstaatsarchiv gestützt. Dort wurde jetzt ein Schreiben
von 1761 entdeckt, jenes eindeutig belegt, dass es einen bewussten
Abriss des Gewandhauses zur besseren Platzgestaltung des Neumarktes
gegeben hat.
Abbildungen und früherere Pressemeldungen von 2004
5.
Stand Wiederaufbau Rampische Straße 29
Die Arbeiten
am Grundstück Rampische Straße 29 haben begonnen. Seit dem 18.10.2005
laufen die Arbeiten zur Freilegung der Keller. Zuerst wurde das Grundstück
von Bäumen, Sträuchern und parkenden Fahrzeugen befreit, um mit den
Ausschachtungsarbeiten beginnen zu können. Es wird cirka 14 Tage dauern
ehe der gesamte Kellerbereich freigelegt sein wird.
Die
Arbeiten dienen dazu den gesamten Keller aufzumessen, um einen qualifizierten
Bauantrag stellen zu können. Die vorhandenen Teile des Kellers sollen
später in die Rekonstruktion integriert werden. Die Gesellschaft will
mit diesem Vorzeigeobjekt einen Maßstab für künftige Bauten am Neumarkt
setzen. Das Gebäude soll der öffentlichen Nutzung dienen, eine Neumarkt-Ausstellung
aufnehmen und als Geschäftssitz der Gesellschaft dienen, die voraussichtlich
noch 15 - 20 Jahre als "bürgerliches Gewissen" am Neumarkt tätig sein
wird.
Von links nach
rechts: Torsten Kulke, Birgit Lucas, Dr. Stefan Hertzig, Dr. Neumerkel
- während der Pressekonferenz am 20.10.05 in Neumarkt- Infopavillon
Architekt Rainer
Henke bei seinen Ausführungen zum Palais Hoym
Architekt Andreas
Hummel bei seinen Ausführungen zur städtebaulichen Integration
des Kulturpalastes
Torsten Kulke (2.
Vorsitzender) legt Bericht über den Beginn der Freilegung der
Keller Rampische Straße 29 ab.
Der Vorstand und
die Architekten im Anschluss zur Pressekonferenz im Gespräch
Birgit Lucas (1.
Vorsitzende) bei einem Fernseh-Interview
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