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Das
Gebiet des Dresdner Neumarktes zwischen Kurländer Palais und Taschenbergpalais,
zwischen Brühlscher Terrasse und Wilsdruffer Straße war bis
zu seiner Zerstörung 1945 ein geschlossenes Flächendenkmal
bürgerlicher Barockbaukunst von europäischem Rang. Die Mitte dieses umrissenen Gebietes bestand aus einer unregelmäßigen Platzanlage, die sich aus drei ineinander übergehenden Plätzen zusammensetzte: der Jüdenhof, der Neumarkt und An der Frauenkirche. Der Neumarkt wurde von dem einzigartigen Kuppelbau der Frauenkirche George Bährs bekrönt und bildete mit diesem zusammen Herz und Seele von Dresden. Wie die berühmten Bauten des sächsischen Hofes, der Kirche und des Bürgertums im Bereich von Residenzschloss, Zwinger und Theaterplatz gehörte der historische Neumarkt damit zu den architektonischen und städtebaulichen Höhepunkten Dresdens. In der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 wurden alle Wohngebäude des Neumarktes, wie der gesamten Innenstadt, infolge eines von Deutschland begonnenen Angriffskrieges durch alliierte Bomber zerstört. Neumarkt Dresden, Sep. 1957 Frauenkirchenruine von der Brühl. Terrasse
Panorama auf den Neumarkt mit der wiederaufgebauten Frauenkirche rechts im Bild: Quartier III im Bau (Foto: 05. März 2007) |
Ursprünglich
gehörte das Gebiet des heutigen Neumarktes nicht zur Stadt Dresden. Vor der Stadtmauer und dem "Frauentor" lag die gotische Kirche Unserer lieben Frauen und deren Friedhof (im Bild links unten). Von diesem kleinen unregelmäßigen Platz zweigten etliche Straßen in Richtung Osten ab, so die Pirnaische- und die Rampische Straße. Lediglich der Jüdenhof lag innerhalb der Stadtbefestigung. |
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Neumarkt im 17.Jahrhundert. Blick nach Westen auf Gewandhaus und Jüdenhof (links oben Altmarkt)
Frühbarock |
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Die
berühmte geschlossene Stadtkomposition des Neumarktes als Gesamtkunstwerk
bildete sich im goldenen augusteischen Zeitalter des frühen 18.Jahrhunderts
heraus. Mittels strenger Bauregulative in Gebäudehöhe, Fassadengliederung
und Baumaterial wurde eine sehr ausgereifte und noble Ästhetik erzielt,
die zu den Höhepunkten barocker Stadtbaukunst zählt. Die großflächigen
Veduten des Bernardo Bellotto (gen. Canaletto) demonstrieren anschaulich,
wie auf dem Platz niedrige Renaissancegiebelgebäude neben 4-5 stöckigen
barocken Bürgerhäusern vermischt nebeneinanderstehen. Links im Bild
das Gewandhaus, welches zugunsten einer geplanten symmetrischen Barockplatzanlage
1791 abgetragen wurde. Vor der Frauenkirche befand sich die Altstädter
Wache, welche den Blick auf das monumentale Kirchengebäude als ganzheitliche
Einheit verstellte. |
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Spätbarock nach 1760 Neumarkt mit Frauenkirche von Süden (1820) |
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Während
des Siebenjährigen Krieges 1756 bis 1763 wurde der Neumarkt von preußischen
Truppen schwer zerstört. Fast die gesamte Pirnaische Vorstadt und damit
ein großteil des östlichen Neumarktes brannte bei dem massiven Artilleriebeschuss
am 19. Juli 1760 ab. Unter Beachtung der traditionellen Parzellenstruktur wurden die zerstörten Gebiete in den schlichten, maßvollen Formen des Dresdner Spätbarock wiederaufgebaut. Im Vergleich zum unübersichtlichen Platz vor 1760 entfaltete der spätbarocke Neumarkt nun ohne Gewandhaus und Hauptwache, deren Ruine 1766 abgerissen wurde, einen Klang von Harmonie und Klarheit. |
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Die Frauenkirche Neumarkt, Blick nach der Frauenkirche, 1931 |
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Der
Bau der Frauenkirche markierte die Wende in der Geschichte des Neumarktes. Als Zentralbau wurde sie genau auf das unregelmäßige Platzbild "einjustiert". Platz und Kirche verschmolzen zu einer Einheit. Ohne die Frauenkirche George Bährs hätte der Dresdner Neumarkt innerhalb der europäischen Stadtbaukunst niemals eine solche hohe Bedeutung entfalten können. Ihre runde Steinkuppel beherrschte nicht nur die Altstadtsilhouette, sondern gab den engen Gassen rund um den Neumarkt die vollendende Krönung. Erst die Frauenkirche, als Monument protestantischen Glaubens und bürgerlicher Gesinnung 1726 -1743 erbaut, verleiht dem Neumarkt Halt und Struktur. Sie ist von 1994 bis 2005 unter Verwendung der originalen Ruinenteile und des Trümmergesteins wieder aufgebaut worden. |
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19.Jahrhundert Heinrich Herrmann Bothen: "Au petit Bazar" 1851 |
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Im
19. Jahrhundert erfuhr die stadträumliche Anlage des Neumarktes außer
zwei Neubauten im Neorenaissancestil wenig Veränderung. Eine davon
war der "Au petit Bazar", das
erste Kaufhaus Dresdens, 1851
von Bothen mit großen Schaufenstern an der Ecke Neumarkt/ Frauenstraße
errichtet. Das bedeutende, historisch gewachsene Stadtbild des Neumarktes
blieb bis 1945 in seiner geschlossenen urbanen Komposition erhalten. |
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20.Jahrhundert Anbau vom Polizeipräsidium (errichtet ca. 1979, abgerissen 2005) |
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Die
Zerstörung Dresdens begann am 09. November 1938,
als aufgeputschte Nationalsozialisten in einer Pogromnacht in ganz
Deutschland Synagogen anzündeten, so auch die in Dresden von
Gottfried Semper. Nach dem von Hitlerdeutschland entfachten II. Weltkrieg
mit Millionen von Toten kam das Feuer zurück ins deutsche Reich.
Die kunsthistorisch hochbedeutsame Dresdner Innenstadt versank
im Februar 1945 in Trümmer und Asche.
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21.Jahrhundert Blick auf die Frauenkirche und den Neumarkt - 07.03.2007 |
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Am 30. Oktober 2005 ist die Dresdner Frauenkirche unter weltweitem medialen Interesse durch den sächsischen Landesbischof Jochen Bohl geweiht worden. Mit dem fertig gestellten Wiederaufbau der strahlenden Barockkirche entsteht auch das unmittelbar städtebauliche Umfeld in einem überraschend schnellen Tempo neu. Dresden erhält seine alte Mitte mit einer wegweisenden Mischung aus Tradition und Moderne wieder. Heimatliebe und Weltoffenheit werden diesen Platz, so unsere Hoffnung, in einem gemeinsamen friedlichen Europa des 21. Jahrhunderts prägen.
Text: Thomas Kantschew |