Der Dresdner Neumarkt war, so heißt es, ein Gesamtkunstwerk von europäischem
Rang und zählt damit zum Höhepunkt
der glanzvollsten Epoche der sächsischen Landeshauptstadt. Heute
wird dieses Quartier als "Sanierungsgebiet"
eingestuft und ist in der städtebaulichen Planung kurz vor Verabschiedung
einer Gestaltungssatzung, welche die Rahmenbedingungen für künftige
Bebauung klären soll.
Geplant wird allerdings nicht nur die Architektur eines ehemals bedeutenden
Platzes. Es geht um die strukturelle
Durchdringung eines kompletten Quartiers, das umrissen wird von der
Schlossstraße im Osten,
der Schießgasse im Westen, der Brühlschen Terrasse im Norden
und der Wilsdruffer Straße im Süden. Dies entspricht
in etwa knapp der Hälfte der ehemaligen Altstadt innerhalb der
Festungsmauern.
Das ganze Viertel neben dem Neumarkt umfasst insgesamt 20 Straßen und
Gassen,
dazu die Plätze Jüdenhof, Tzschirner- und Georg-Treu-Platz.
Seele der Stadt
Je sichtbarer
nun die im Mittelpunkt gelegene Frauenkirche in die Höhe wächst,
umso mehr spannen sich die
Erwartungen auf ein adäquates Umfeld, welches dem glanzvollen barocken
Zentralbau erst die passende Fassung gibt.
Bei den planerischen Leitgedanken ist im Vorfeld oft von "Seele"
und "Herz" der Stadt die
Rede gewesen, die hier an diesem Platz erneut definiert werden soll.
Es geht also um nichts Geringeres
als um die Identität, um das Gesicht im Kernbereich Dresdens. Viele
fragen sich, mit welchem Image,
mit welchem Bild soll sich die Stadt hier präsentieren? Um diese
Frage zu beantworten sind evtl.
Überlegungen über die besondere Mentalität der Stadt hilfreich.
Neue Fragen stellen sich dann.
Was ist denn die besondere Ausstrahlung von Dresden? Welcher eigenwillige
Geist lässt sich in der ehemaligen
Residenzstadt heute noch spüren?
Lässt man
einmal die realsozialistischen Hinterlassenschaften der inzwischen größtenteils
sanierten Plattenbauten einmal
beiseite und besinnt sich auf eine bis in die 1930er Jahre tradierte
Baukultur, entdeckt man z.B. in
und an den noch vorhandenen historischen Gebäuden in Dresden ein ganz
eigenes Schmuckbedürfnis. Dieses
Streben nach Ausschmücken zog sich seit der großen Blütezeit
der Renaissance über
das goldene augusteische Zeitalter des Barocks, über Biedermeier und
Jugendstil bis ins 20. Jahrhundert.
Ja, noch immer strahlt die besondere Dresdner Muse trotz aller vergangenen
Katastrophen genügend Heiterkeit und Freude aus.
Selbst an den Wandmosaiken und Friesen der sozialistischen Gebäude
kann man ein Bedürfnis nach Schmückendem ablesen.
In
einer fortlebenden Dresdner Festkultur steckt ein tiefer Hang zur Lebenslust,
zur opulenten Sinnenfreude,
ja zu einer Sinnlichkeit, die durchaus auch erotisch gefärbt
sein kann. Man schaue sich nur den Zwinger an.
Wohl in keiner anderen deutschen Barockstadt wäre so ein verrücktes,
überquellendes, fantasiereiches Bauwerk denkbar als in Dresden.
Man lasse
die barocke Inszenierungskunst im Nymphenbad auf sich wirken mit den
halbnackten Nymphen, den tanzenden Faunen,
den sprudelnden Wasserspielen. Hier in Stein gegossen, unzählige
Male restauriert,
klingt dieser musizierende Dresdner Geist fort. So viel verschwenderische
Pracht,
so viel Genuss, so viel überschwängliche liebenswürdige Freude
und Heiterkeit -
das gibt es sicher ähnlich in Sanssouci, in Würzburg, Wien
oder in anderen Barockstädten. Aber einer der unbestrittenen
europäischen Höhepunkte üppiger Festkultur mit ihren berühmten
rauschenden Festen,
mit einer hedonistischen, diesseitsorientierten, eben "barocken"
Lebensfreude - war Dresden.
Auch wenn es die Mittel zeitweilig bei weitem überstieg, so ist
die barocke Sinnenfreude aus Dresden heute weltweit zum Mythos geworden.
Die große Ausstellung "The Glory of Baroque Dresden" 2004
in Jackson/ Mississippi wird unter anderem davon künden.
Ebenso wird man zum 800-jährigen Stadtjubiläum Dresdens 2006
verstärkt nach einer unvergänglichen Identität, einem
kontinuierlichen roten Faden
in der wechselvollen Geschichte der Stadt suchen und ihn u.a. in jener
lebensfrohen Sinnlichkeit entdecken.
Dresden ist anders als Hamburg, Frankfurt oder Berlin. Dresden
ist gelöster, lieblicher, mit einer gewissen Weichheit und Nachgiebigkeit.
Dresden
hat viel mehr Sentiment als Ratio. Doch gerade das macht auch das Anziehende
dieser "schönen Stadt" aus.
Aber auch dieses seltsame Gemütliche ist im Charakter des Orts.
Da steckt
nicht nur Behaglichkeit, Ungezwungenheit und gemächliche Ruhe darin,
sondern
eben auch Gemüt - etwas, was in der NS-Zeit furchtbar missbraucht
wurde und dennoch in der von der Romantik um 1800 geprägten Stadt
weiterlebt.
Dresden ist verspielt mit
einem gewissen Esprit, mit einer ganz besonderen Lebhaftigkeit im Temperament.
Verschiedenste
Einflüsse kommen zur Geltung: die politische Nähe der Wettiner
zum Habsburger Reich nach Wien,
der lokale Austausch zur böhmischen Hauptstadt Prag und natürlich
jene Jahrhunderte währende inspirierende italienische Quelle,
die Dresden immer wieder neue Impulse gab. Selbstverständlich kommen
französische Einflüsse dazu.
Deutsche Höfe schielten immer nach Versailles.
Zudem: ein
hochgebildetes jüdisches Bildungsbürgertum von Kaskel-Oppenheim
bis Arnhold gab der Stadt wichtige Impulse.
Aber auch Exilpolen, später dann Engländer, Russen und Amerikaner
lebten in eigenen Communitys Jahrzehnte in Dresden,
bis der Nationenwahn im I. Weltkrieg alles hinwegfegte. Diese besondere
offene Mischung prägte die Dresdner und die Kunst in dieser Stadt.
Dresden
war selten nüchtern.
Das kann man durchaus im mehrdeutigen Sinne verstehen. Nicht nüchtern
in der Beurteilung der realen politischen Lage.
Nicht nüchtern und abgeneigt gegen die Freuden und Genüsse des Lebens
und nicht nüchtern in der Art sich zu kleiden, in
der Art Porzellan zu bemalen, in der Art Musik zu spielen, in der Art
Häuser zu bauen.
Die Dresdner Bürger wollten es dem höfischen Adel nachahmen, auch wenn
sie sich in Zeiten der Romantik auf eigene Werte besannen. Bis
in die Alltagskultur hinein lässt sich diese Durchdringung,
diese Symbiose von vornehmem Bürgertum und adliger Hofhaltung im Dresden
des 18. und 19. Jahrhunderts nachweisen.
Diese sinnenfrohe Ausgelassenheit, dieser Hang zur Lebens-Lust und zum
Lustigen findet man in den Pretiosen des Grünen Gewölbes,
in den
Aufzeichnungen über die derben Späße des Hofnarren Fröhlich,
findet man in den Jagd- und Lustschlössern Pillnitz,
Moritzburg und Großsedlitz, aber auch in den Villen des 19. Jahrhunderts
an der Elbe, in Blasewitz und Loschwitz.
Es ist etwas Unaggressives, Heiteres, Fröhliches in der Mentalität.
In der barocken Sinneslust, im luxuriösen und doch vornehmen Dekorieren
der Häuserwände, der Höfe und Palaisfassaden findet
sich wenig von einer engen puritanischen Sittenstrenge. Nein, hier spürt
man einen weltlichen,
die Schau-Lust befriedigenden Katholizismus, der sich mit einem aufgeschlossenen
protestantischen Gestaltungsdrang verbindet.
Barock
im konfessionell übergreifenden Dresden war mehr als die Antwort der
katholischen Gegen-reformation auf
den strengen, moralisch-integren und wahrheitsfanatisch wirkenden Protestantismus
im Norden
Deutschlands. Er war eine Lebenshaltung.
Natürlich darf man
dabei die pietistischen Strömungen von Sparsamkeit und vernünftiger
Wirtschaftlichkeit
nicht vergessen. Ein berechtigter Einwand, der auch heute durchaus Gültigkeit
besitzt. Aber die Frage
steht trotzdem im Raum - was ist uns Kulturschöpfung im 21.
Jahrhundert wert, was investieren wir in
Kunst? Was investiert der Investor - neben Archäologie und Tiefgarage
- in Kunst am Bau? Ist uns so
etwas Sekundäres wie künstlerisches Schmücken in einer
Zeit, die um ökonomische Stabilität ringt, wichtig?
Stellt
man diese Frage in Zusammenhang zurückliegender Krisenzeiten, wird dieses
kontinuierliche Element der
Dresdner Ausstrahlung deutlich. Nach dem 30-jährigen Krieg 1648
lag die Stadt durch Hunger und
Pest Jahrzehnte am Boden. Ein Jahrhundert später zerschossen 1760
preußische Truppen ein Drittel der
gesamten Innenstadt. Die darauf folgende Zeit der Stagnation hielt bis
etwa 1840 an. Verwerfungen
nach dem I. Weltkrieg stürzten auch Dresden in eine orientierungslose
Zeit. Schließlich die entbehrungsreichen
Nachkriegsjahre, der Schock über die verheerenden, bis heute unfassbaren
Verwüstungen durch die
Brandnacht im Februar 1945. Doch all das hat den Charakter, den Ausdruck
von schmückender,
optimistischer Lebensfreude in dieser südlich-heiteren Stadt bis
heute nicht wirklich brechen können. Die
Topographie der urbanen Situation mit seinem geschwungenen Elbstrom
und den sanften Berghängen widerstrebt dem Denken in rechten Winkeln.
Auch wir Heutigen sollten uns bei der Neuformulierung des Kerns unseres
Gemeinwesens mehr auf die konkreten, typischen
Merkmale des Orts besinnen, als auf allgemeine, abstrakte theoretische
Ideale moderner Ideologien, wie
es in den zurückliegenden Jahrzehnten der Fall war. Als historische
"Zitate" sind im Umfeld des
Dresdner Neumarktes etwa 60 sogenannte "Leitbauten" geplant,
die Orientierung und Maßstab für die
anderen ca. 240 Neubauten des Neumarktviertels geben sollen. In diesen
Neubauten, zuweilen als
"Füllbauten" diffamierte Gebäude, zwischen Brühlscher
Terrasse und Altmarkt sollte sich nicht in jedem
Fall der "Charme nüchtern-sachlicher Zurückhaltung" ausbreiten,
um die Frauenkirche im vollen Glanz erstrahlen zu lassen.
Nein -
gerade in den künstlerischen Details von Innenhofbrunnen, Schlusssteinen,
Figuren, Reliefs oder anderer durchaus
auch modernerer Verzierungen könnte sich eine humanere Welt, die
über die alltägliche Bedürfnisbefriedigung
von Wohnen, Shoppen und Büroarbeit hinausgeht, widerspiegeln. In
einer Neubelebung des
schmückenden Ornaments, in der Wiederentdeckung des Freude spendenden
Dekorierens liegt ein
ungeheures Potential für die Selbstfindung dieser im Unterbewusstsein
anhaltend erschütterten, traumatisierten Stadt und ihrer Bürger.
ornare
[lat.] = schmücken
Sicher
- die Kunst des Gestaltens mit Ornamenten ist in Deutschland
und der westlichen Welt so gut wie zum Erliegen gekommen.
Ornamentik wird weder im Architekturstudium als Fach gelehrt
noch wird es in den Kunsthoch- und Designschulen
angeboten. Eine Jahrhunderte währende Kunstgattung ist vom Aussterben
bedroht oder gilt bereits als
nicht mehr existent. Doch diese Kunst gilt es wiederzuentdecken, wie
es bereits Tatoo-Künstler oder Graffitti-Sprayer tun. In
der Architektur können dabei auch neue Formen des
Schmückens Verwendung finden, die mehr unserem Zeitgeschmack treffen.
Auch der historisierende Wiederaufbau in Danzig oder München verwendete
nach 1945 zur Ausschmückung Ornamente und Figurendarstellungen im Stil
der Zeit. Mittlerweile
liebt man diesen früher als Kitsch
verunglimpften Zierrat. Warum also nicht heutige Kunstmittel zum
Dekorieren einsetzen, z.B.
als Einzelelement anstatt einer Illusionsmalerei ein dreidimensional
scheinendes Hologramm wagen oder von der Computerkunst bearbeitete Fraktale?
An den neuen Häusern, die keine Rekonstruktionen sein werden, könnte
sich eine Architektenschaft versuchen,
die als Bau-Meister den künstlerisch anspruchsvollen Bau wieder
als Gesamtkunstwerk begreift,
in dem verschiedenste Künste fachübergreifend aufeinander
treffen. Gartengestaltung in den Hofbereichen, bildende
Kunst in und am Bau, Innenarchitektur für "tanzende" Eingangshallen,
Ingenieurkunst für
innovative technische Lösungen wie z.B. ein "schwingendes"
Treppenhaus.
Bisheriger Leitgedanke des "denkmalpflegerischen" Gesamtkonzeptes
vom Sanierungsgebiet Neumarkt ist die
Annäherung an die historische Ausprägung eines geschlossen
wirkenden spätbarocken Platzbildes um 1800. Erklärtes
Ziel ist ein Eindruck von einheitlicher Homogenität. Übersehen
wird dabei allerdings,
dass der sächsische Kurfürst August II. durchaus in seinen strengen
Bauordnungen Freiraum für Individualität gewährte.
Unterschiedliche "Handschriften" von Starcke, Fehre d. Ä,
Bähr, Georg Hase, Lounguelune, Pöppelmann prägten den
Raum. Später
wurden dann früh- und hochbarocke Palaisbauten von Bürgerhäusern
mit einer als "sparsam" beschriebenen Dekoration nach 1760
ergänzt. Diese
Zeit des Zopfes und des Klassizismus,
der sogenannte Dresdner "Hungerstil" mit seiner einfachen
Noblesse, wie es Fritz Löffler in "Das alte Dresden" formuliert,
hatte der Gestaltungsmode und der Not der Stunde gehorchend relativ
einfache Verzierungen hervor gebracht.
Aber muss man diese historisch gebundene Einfachheit
heute auf eine völlige Reduktion zuspitzen und kritiklos übernehmen?
Entspricht sie unserer Sehnsucht, unseren
Bedürfnissen nach wärmendem Dekor in einer allzu oft als
kalt empfundenen, entemotionalisierten gebauten Umwelt?
"Schlichte Putzbauten" heißt es in den Empfehlungen
für all jene Wohn- und Geschäftshäuser am Neumarkt,
die keine Repliken sein werden, aber Stil und Duktus der Vorgängerbauten
aufnehmen sollen.
Was jedoch die ersten Entwurfsergebnisse des Wettbewerbes an der Töpferstraße
zeigen sind gänzlich schmucklose Fassaden.
Mag ein gestaffeltes Glasdach den herrlichen Blick auf den atemberaubenden
konkaven Schwung des Kuppelansatzes der Frauenkirche freigeben, ein
schmückendes Element ist das noch lange nicht.
Auch wenn die Neubauten von Pfau, Diemer, Bachmann, Wörner und
von Döring durchaus solide Entwürfe darstellen,
die Aneinanderreihung von völlig nüchternen, "preußischen",
unkünstlerischen Gebäuden kann nicht
die richtige Lösung sein, den besonderen musischen Charakter der
Stadt neu zu beleben. Einfallslosigkeit,
Langweile, bekenntnislose intellektuelle Kühle sind die Folgen
solcher nichts erzählenden,
nichts auslösenden "Füllbauten". Eine Ödnis und
innere Armut spiegelt sich in leeren Lochfassaden.
Mag sein, dass die gezeigten Wettbewerbsergebnisse noch nicht die letzte
Detailtiefe beinhalten.
Aber etwas ganz Wesentliches scheint bereits jetzt in den Vorgaben von
Stadtplanung und Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden zu fehlen:
der deutliche
Hinweis und Wunsch etwas künstlerisch Inspiriertes diesem Platz
wieder einzuhauchen,
ihm eben seine Seele wieder zu geben.
Der Weg dahin kann nicht nur darin liegen, alte Rokoko- Rocaillen an
industriell gefertigte Fassaden anzukleben
und so quasi das ganze Neumarktviertel auf barock zu schminken.
Neue handwerkliche
Arten der Verzierungskunst mit Feinheit und Delikatesse im gestalteten
Detail sollten
zumindest als "Leitbild" angestrebt werden. Etwas Noblesse
mag heute zugunsten einer erlebnisorientierten Eventgesellschaft
mit einem gewissen Spaßfaktor zurücktreten. Eine upper Class,
eine ernst zu nehmende Nobility ist
im sozialdemokratischen Gefüge bundesdeutscher Realität östlicher
Prägung so nicht mehr vorhanden. Aber
eine beschwingende Heiterkeit - das ist es, wonach die egalitäre
Gesellschaft, wonach
Dresdner und Gäste in den letzten 13 Jahren nach der Wende
vergeblich in den neuen Gebäuden der "Altstadt" suchen.
Der Altmarktarchitekt Herbert Schneider und unbekannt gebliebene Bildhauer
haben es in den 50er Jahren mit
ihren sozialistisch-neubarocken Gebäuden gezeigt, wie man mit Sandsteinfiguren,
Kupfer (ja- grüne Kupferdächer haben in Dresden auch Tradition),
schmiedeeisernen
Gittern Gebäude zum Leben bringen kann.
Auch wenn das Ergebnis in seinen viel zu großen Dimensionen nicht
gänzlich befriedigt,
ist doch hier ein hohes Orientierungspotential für junge Architekten
vorgegeben,
dem besonderen Spirit der Stadt gerecht zu werden.
Auch Gerkan, Mark & Partner haben mit ihrem Geschäftshaus 1999
auf diese Bauten leider auch nur mit schmuckloser Nüchternheit
geantwortet.
Doch in den Wettbewerbsvorgaben zur Altmarkt-Süd- Bebauung wurde
ebenfalls nicht auf eine künstlerische Ausschmückung Wert gelegt.
Um es deutlich zu sagen,
es geht gar nicht um Neobarock im 4. Aufguss. Es geht um das Thema "Schmücken"
im Allgemeinen, schmücken
im ablesbaren Detail und nicht in einer bauplastischen Form im Baukörper
selbst.Swingende
Treppenhäuser am Altmarkt
Wir alle kennen die Aversionen moderner Architekten gegen das als hoffnungslos
altmodisch verschrieene Ornament.
Noch immer wirkt im Bewusstsein vieler Architekten der Überdruss des
vermeintlich obszönen, zügellosen
Dekorations-"Schwulstes" der Gründerzeit nach, dem die
klassische Moderne eine Reduzierung der
Formen auf das Wesentliche entgegengesetzte und auf jeden überflüssigen
"Schnörkel" verzichtete. Gerade
in Dresden kannte die Dekorationsbesessenheit keine Grenzen, wie man
in den historischen Aufnahmen des neubarocken Kaiserpalastes am Pirnaischen
Platz oder dem Zentraltheater von Lossow und Viehweger
im rauschenden Neorokoko erkennen kann. Doch heute, ca. 80 Jahre nach
den bahnbrechenden Neuerungen von Mies van der Rohe, Behrens
und Le Corbusier, scheint
die nüchterne Moderne für den wiedererstehenden Neumarkt
ein ungeeignetes Gestaltungsmittel.Purismus
und Askese scheint ein geschmackloser Kontrast und hohler, leerer Spiegel
zur Sinnenfreude des Barocks zu sein.
Zu lockern ist auch eine Angst, insbesondere
eine deutsche Angst, als nostalgisch und rückwärtsgewandt
abgestempelt zu werden. Dieser
Angst muss entgegen gewirkt werden. Man muss es laut artikulieren -
Menschen
haben ein Recht, sich, ihr Haus und ihre Stadt zu schmücken. Wir
brauchen uns dessen nicht zu schämen.
Gefragt sind in diesem Zusammenhang auch Bildhauer, die menschliche
Figuren plastisch darstellen können.
Müde der oft unverständlichen abstrakten, geometrischen Zeichen
regt sich zunehmend eine Sehnsucht nach Widerspiegelung eines konkreten,
heutigen
human geprägten Menschenbildes. Auch das mag in der bildenden Kunst
heutzutage nicht gerade en vogue sein.
Trotzdem sollte gerade bei dieser so herausragenden Bauaufgabe
über das alltägliche Bauschaffen hinausgedacht und ein Anknüpfen
an die
reiche Dresdner bauplastische Tradition von Walther,
Permoser, Thomae, Schilling, Rietschel, Hähnel, Diez, Georg Wrba
bis zu Macolis in Erwägung gezogen werden.
Wie eigenwillig große Architekten mit dem Thema Barock in Dresden
umgegangen sind, zeigt z.B. Gottfried Semper. Auch
an seinem Schaffen können wir uns heute orientieren. Mit Selbstbewusstsein
und einer unangefochtenen Meisterschaft
schuf der leidenschaftliche Baumeister direkt neben dem zierlichen Zwinger
sein stolzes Galeriegebäude.
Die Verbindung der sprudelnden, flirrenden Barockornamente mit den strengen
Linien
abgezirkelter Neorenaissance ergeben hier keinen Bruch, sondern ein
harmonisches Zusammenspiel.
Ein
weiteres Zeugnis seiner genialen schöpferischen Kraft findet sich
in den pompejanisch inspirierten Ausmalungen der ehemaligen Antikensäle
im barocken Japanischen Palais. Auch
diese Ornamentik wird nicht als Fremdkörper empfunden,
sondern fügt sich diskret und in adäquater Form in den Bau
ein.
Ähnlich am Neumarkt:
Dort entwarf Semper 1840 für den Hofjuwelier Moritz Elimeyer den Ladenausbau
am Haus Neumarkt 14.
Selbstverständlich verwendete der Architekt, der gleichermaßen
Künstler, Innenausstatter und Ingenieur war,
keine barocken Formenelemente, sondern suchte nach neuen schmückenden
Lösungen für das elegante Geschäft.
Die Feinheit der filigranen Formen italienischer Frührenaissance
unterstützte aber in jeder Weise den festlichen und gehobenen Charakter
des Platzes, ohne sich massiv und unsensibel in den Vordergrund zu drängen.
kosmeion [griechisch] = ordnen, schmücken
Semper gilt übrigens nicht nur als ein Vorkämpfer der Moderne,
in dem sich die Tektonik eines Gebäudes der Funktion unterordnen sollte,
sondern auch als ein äußerst kenntnisreicher Wissenschaftler der Verzierungskunst.
In seinem 1856 veröffentlichten Aufsatz "Über die formelle Gesetzmäßigkeit
des Schmuckes und dessen Bedeutung als Kunstsymbol" heißt es gleich
zu Beginn:
Die reiche
und präzise Sprache der Hellenen hat dasselbe Wort zur Bezeichnung
des Zierrates, womit wir uns und die Gegenstände unserer Neigung
schmücken, und der höchsten Naturgesetzlichkeit und Weltordnung.
Dieser tiefe Doppelsinn des Wortes
[Kosmos] ist gleichsam der Schlüssel hellenischer Welt- und Kunstanschauung.
Dem Hellenen war der Schmuck in seiner kosmischen Gesetzlichkeit der
Reflex der allgemeinen Weltordnung, wie sie uns in der Erscheinungswelt
den Sinnen fasslich entgegentritt, er galt ihm als allgemeinverständliches,
sich selbst erklärendes Symbol der Naturgesetzlichkeit auch in
der bildenden Kunst, der Architektur, überall als wesentliches Element
der formellen Ausstattung erscheint. Die Ästhetik der Hellenen,
soweit sie das Gesetzliche des Formell-Schönen betrifft, fußt
auf den einfachen Grundsätzen, die beim Schmücken des Körpers
in ursprünglichster Klarheit und Fasslichkeit hervortreten.
In der Antike wurde
also Schmücken als fester, integraler Bestandteil des Lebens und Bauens
betrachtet, deren ritualisierter, religiöser Charakter sich jedoch im
Lauf der modernen Geschichte immer mehr verweltlichte. Semper wollte
mit den Ausschmückungen seiner Gebäude an seine Idealwelt der Griechen
anknüpfen und in einer zunehmend industrialisierten Welt des 19. Jahrhunderts
einen ideelen Gegenpol setzen.
Das Jahrhundert ging jedoch andere Wege. Zugunsten industriell gefertigter
Massenproduktionen erlebte die HANDwerkskunst einen fulminanten
Niedergang, den auch Neugründungen wie die Hellerauer Werkstätten
oder das Bauhaus nicht aufhalten konnten. Gerade das ursprünglich
Weimarer Bauhaus
war ja eigentlich angetreten, sich auf eine seit dem Beginn der
Industrialisierung oft vernachlässigte handwerkliche Akribie zu
besinnen. Das forderte nicht nur Walter Gropius, sondern auch Wassily
Kandinsky, als Leiter der Werkstatt für Wandmalerei, Sgraffito
und Fresko oder Oskar Schlemmer (Leiter der Bildhauerei), dessen glanzvoll
(abstrakt) dekorierten Bauhausfeste große Berühmtheit erlangten.
Das Schmückende, das mit Geist Gefüllte eines Bauwerkes forderten
die Bauhausutopisten in ihrem expressiven Gründungsmanifest 1919,
von dessen Utopie wir heute mehr denn je entfernt sind:
Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau! Ihn
zu schmücken war einst die vornehmste Aufgabe der bildenden Künste,
sie waren unablösliche Bestandteile der großen Baukunst. Heute stehen
sie in selbstgenügsamer Eigenheit, aus der sie erst wieder erlöst werden
können durch bewußtes Mit- und Ineinanderwirken aller Werkleute untereinander.
Architekten, Maler und Bildhauer müssen die vielgliedrige Gestalt des
Baues in seiner Gesamtheit und in seinen Teilen wieder kennen und begreifen
lernen, dann werden sich von selbst ihre Werke wieder mit architektonischem
Geiste füllen, den sie in der Salonkunst verloren. (...)
Architekten, Bildhauer, Maler, wir alle müssen zum Handwerk zurück!
Denn es gibt keine "Kunst von Beruf". Es gibt keinen Wesensunterschied
zwischen dem Künstler und dem Handwerker. Der Künstler ist eine Steigerung
des Handwerkers. Gnade des Himmels läßt in seltenen Lichtmomenten, die
jenseits seines Wollens stehen, unbewußt Kunst aus dem Werk seiner Hand
erblühen, die Grundlage des Werkmäßigen aber ist unerläßlich für jeden
Künstler. Dort ist der Urquell des schöpferischen Gestaltens.
Walter Gropius
In Dresden bewies das frühe 20. Jahrhundert ein sensibles Einfühlungsvermögen
in die Besonderheit der musikalischen Stadt und speziell in die Weiterentwicklung
des Dresdner
Festplatzes. Führend waren die Werke des damaligen Baustadtrates
Hans Erlwein. An seinen Neubauten am Altmarkt wie die Löwenapotheke
(1914),
das Beutlerhaus (1914), das Stadthaus am Beginn der Kreuzstraße (1913),
aber auch in seinen Ladenumbauten für das Neustädter Rathaus kombiniert
der Architekt elegantes Dekor seiner Zeit im New Empire Styl mit neobarocken
Elementen. Die Gebäude
selbst lassen auf eine intensive Auseinandersetzung mit dem typischen
festlichen Charakter des Dresdner Barockbürgerhaus schließen.
Diesen
besonderen schöpferisch kreativen Geist Dresdens findet man heutzutage
am ehesten in der Neustädter Kunsthofpassage
zwischen Alaun- und Görlitzerstraße. In einer beglückenden
Harmonie gelang es hier durch das wundervolle
kommunikative Zusammenspiel von Architekten, Künstlern, Bauherrn,
Banken, Ladenmietern und Anwohnern eine künstlerisch befriedigende
Antwort auf die Frage zu geben - was ist heute "barock"?
Hier findet man sie: eine überquellende Fantasie, eine ganz eigene
Originalität, Poesie,
eine effektvolle Inszenierungskunst der Überraschung, die der des
Barockzeitalters alle Ehre macht,
feine Ironie und subtiler Witz und eine vollendete künstlerische
Meisterschaft im Detail - geschaffen von Dresdner Künstlern.
Die Kunsthofpassage ist inzwischen eine der unangefochtenen touristischen
Attraktionen in der Äußeren Neustadt.
Einmalig, heutig, zeitgemäß. Insofern kann man eben
heute eine "barocke" Lebenshaltung nicht mit Schwulst und
Dekadenz gleichsetzen, sondern mit einer
Fülle von Geist und mit einer üppigen Geschmeidigkeit des
Schaffens.
Insofern ist das "Blumenhaus" des Architekturbüros
Behnisch, Behnisch &Partner durchaus ein erster, erfreulicher Ansatz,
wie man mit heutigen Mitteln eine Fassade zum lebendigen Leuchten bringen
kann. Auch wenn der
Baukörper mit einem zu hohen Glasanteil durchaus Anlass zu konstruktiver
Kritik bietet, die Gestaltungssatzung ungewöhnlich
frei interpretiert wurde, die Farben etwas zu stark und bonbonhaft geraten
sind und die Blumenmotive
in einer ersten Skizze der Architekten noch zu großflächig wirken
- die schöpferische, zeitgemäße
Neuinterpretation von Sinnlichkeit ist eine gesunde, selbstbewusste
Antwort unserer Zeit auf die hohe Gestaltungsqualität des Barockzeitalters.
Auch sollte
man an dieser Stelle daran erinnern, dass der etwa 1840 aufgekommene
Begriff "Barock", ursprünglich als herablassendes
Schimpfwort vom Klassizismus geprägt, mit "unregelmäßig" und
"schief" übersetzt wird, aber auch mit "seltsam"
und "wunderlich".
Es geht also nicht lediglich um die künstliche Wiederherstellung
entschwundener Gebäude, sondern durchaus
auch darum, wie unsere Zeit diesen besonderen Dresdner Geist von Anmut
und Heiterkeit, von Erfindungsreichtum,
von Sinnenfreude und Witz mit heutigen Mitteln auszudrücken versteht.
Diesen Genius
Loci wieder zu beseelen in einer fruchtbaren Einheit von kunstsinnigem
Bauherren, verantwortungsbewussten Architekten und inspirierenden Künstler
- das sollte
der Anspruch sein, den unsere Zeit an diesem Platz, von dem vielerlei
Signale in die Welt ausgehen, stellt.
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Der
Weg sollte also meines Erachtens sein: Keine gewaltsame Implementierung
von schmuckloser Moderne.
Aber auch Zurücktreten von einer dogmatischen, orthodoxen Wiederherstellung
und Inszenierung
eines idealisierten spätbarocken Zustandes zugunsten größerer
künstlerischer Freiheit, zu mehr
schöpferischer Anregung für einen Stadtraum der Entfaltung
eines "barocken Lebensgefühls". Natürlich
ist damit nicht Folklore, Dekadenz
und Verschwendungssucht gemeint. Es ist der Versuch, den Begriff
"barock" mit einem neuen,
für Dresden konstruktiven Wortsinn zu deuten. Denn in Dresden ist
nun mal trotz Krieg
und sozialistischer Geschichtsauffassung der Nachhall aus der großen
Zeit des Barocks durchaus hörbar. Ohne
die Barockzeit wäre heute Dresden nicht Dresden, sondern ein
völlig unbedeutender Ort.
Es hilft nicht, davor die Augen zu verschließen, wie es nichts
hilft, die heutige gesellschaftliche und gebaute Realität zu
ignorieren.
Beiden Seiten sollte man sich stellen.
(links: Goldener Rathausmann: "Genius der Stadt"
- mit Füllhorn, die Stadt beschirmend. Von Richard Guhr 1910,
Aufn.: Hahn, 1963) |
Der bisher hart
errungene Konsens einer Gestaltungssatzung, keine aufdringlichen
Selbst-inszenierungen egomanischer
Architekturen zu dulden, um dem kostbaren Platz seinen Gesamtklang nicht
zu rauben,
wird dadurch keineswegs in Frage gestellt. Auch einer der originellsten
Architekten unserer Zeit, der
Kalifornier Frank Gehry, müsste sich, würde man ihn nach Dresden
einladen, an die Satzung halten.Allerdings
würde ich ihm schon ein geschwungenes Kupferdach zugestehen - ohne
"Fledermausgaupen".
Das alles mag eine riesige Herausforderung sein - für Planungsbehörden,
Bauherren, für Künstler, für uns Stadtbürger
und insbesondere für die deutsche und internationale Architektur. Aber
- wir dürfen nicht vergessen, am
Dresdner Neumarkt geht es um die Neuschöpfung eines übergreifenden
Kunstwerkes, um
eine Kulturleistung von außergewöhnlicher Art. Der künstlerische
Aspekt sollte deswegen nicht ausschließlich aus renditeorientiertem
Gewinnstreben erwachsen, sondern auch aus einem natürlichen
Bedürfnis nach authentischem, künstlerischem Ausdruck unserer
und zurückliegender Zeit.
Von den barocken
Baureglements August des Starken lernen heißt für uns heute am
Neumarkt: Kunst sollte wieder mehr
Diener einer gemeinschaftlichen Gesamtidee sein, statt Zweck rücksichtsloser
Selbstverwirklichung.
Doch dazu braucht es Mut. Mut, sich einerseits einer Idee von Harmonie
in einer Ensemblewirkung unterzuordnen, andererseits
auch Mut individuelle künstlerische Kreativität zu ermutigen.
In diesem Sinn wäre ein Zusatz der Gestaltungssatzung für
den Dresdner Neumarkt anzuraten, der eine künstlerische
Auseinandersetzung mit dem Thema festliche Barockarchitektur allen Architekten
anempfiehlt.
Auch in den Ausschreibungsunterlagen zu künftigen Wettbewerben
am Neumarkt sollte der explizite Wunsch auf
eine künstlerische Ausschmückung enthalten sein. Spielraum für
solch einen neuen künstlerischen Ausdruck
wäre dann nicht der Baukörper als solcher, dem die Satzung in Höhe,
Dachformen, Fensterachsen und
-formen bereits recht klar einen Rahmen vorgibt, sondern Spielraum ließe
sich in der Fülle von
Möglichkeiten künstlerischer Details artikulieren - in Ornamenten
und bildhauerischen Werken,
in Portalen, Treppenhäusern, Ladenausbauten, Sonnensegeln, Brunnen
und in vielem mehr, was uns überrascht, Freude bereitet und Schönheit
aufblühen läßt.
So gesehen birgt das Projekt Neumarkt noch immer ein ungeahntes Potential,
etwas über unsere Zeit zu erzählen.
Berlin, Januar 2003
Diskussions-Forum zum Thema "Schmücken, Plastik, Ornamentik und Moderne"
Material:
Ornamentstichvorlagen aus dem 15. - 19. Jahrhundert. www.ornamentalprints.eu
3 europäische Institutionen stellen ihre Bestände 2006/ 07
ins Netz: Staatliche Museen zu Berlin- Kunstbibliothek + UPM – Umeleckoprumyslové
museum (Kunstgewerbemuseum) in Prag und das MAK + Österreichisches Museum
für angewandte Kunst / Gegenwartskunst in Wien
Mariá Ocón Fernández: Ornament
und Moderne. Theoriebildung und Ornamentdebatte im deutschen Architekturdiskurs
(1850 - 1930), Berlin 2004
Provokative Thesen der spanischen Kunsthistorikerin: Das Ornament sei
ein konstitutives Element der frühen Moderne. / Nicht die Architektur,
sondern das Kunstgewerbe war der eigentliche Motor der Reformbewegung.
/ Das Ornament ist nicht dauerhaft aus der Architektur auszuschließen.
Petra
Schmidt, Annette Tietenberg, Ralf Wollheim: Patterns.
Muster in Design, Kunst und Architektur, Basel 2005.
Das Buch stellt erstmals gattungsübergreifend verschiedene Zugriffe
auf Muster vor und zeigt, welche Funktionen Dekore übernehmen können.
Anhand von aktuellen Beispielen werden die vielfältigen Farben, Formen
und Anwendungen vor den Augen der Leser ausgebreitet. (Die Abbildung
zeigt einen Ausschnitt aus dem Buchcover)
www.pattern-project.org (Ausstellung & Symposium in Mannheim)
Das Pattern Project führt im Oktober 2006 Kunst und Wissenschaft zusammen.
Es zeigt aktuelle künstlerische Arbeiten zum Themenkomplex Muster, Rhythmus,
Ornament. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler liefern mit Fachreferaten
neue Erklärungen für diese ästhetischen Phänomene, und die Kunst macht
diese Erkenntnisse intuitiv zugänglich.
Jan Alexander Min- Su Usinger: ornaments
- reanimated. Das zeitgenössische Ornament. Kitsch oder Poesie?
Studienarbeit an der RWTH Aachen 2005 (pdf)
"... Pflege und Entwicklung der
reichen Dresdner künstlerischen Traditionen verlangen!"
von Prof.
Hermann Henselmann, in:
"Einige
kritische Bemerkungen zum Wohnungsbau", in "Deutsche
Architektur" 2/ 1952
"Avantgarde contra Traditionalismus" - Weltausstellung
1937 in Paris unter dem Motto "Kunst und Technik im modernen Leben":
Gründe, warum das Dekorative aus dem modernen Leben verschwand.
Auch eine Initiative arbeitsloser Künstler in Frankreich zu mehr
Aufträgen für Fassadenmalerei scheiterte.
Ornament
ist kein Verbrechen
Im Jahr seines
200. Geburtstages sind Werk und Lehre des Architekten Gottfried Semper
aktueller denn je. Dankwart Guratzsch in "Die Welt" vom 07.12.2003
Ornament
und Versprechen. Was die neuen Tapeten, Muster und Schnörkel in
Kunst und Architektur über unsere Zeit erzählen. FAZ vom 26.10.03
Interwiev
mit Kaspar Krämer -
(Präsident
des Bundes Deutscher Architekten) über den Begriff der Schönheit
in Bezug auf die moderne Architektur ("Die Welt" vom 26.02.2002)
Semper, Gottfried: Über die formelle Gesetzmäßigkeit
des Schmuckes und dessen Bedeutung als Kunstsymbol,
Zürich 1856
ders.:
Über das Verhältnis der dekorativen Künste zur Architektur
ders.:
Über Baustile, Wien 1869
Loos, Adolf: Ornament und
Verbrechen, verfasst 1908
ders.: Ornament und
Erziehung, 1924
ders.:
Die Potemkinsche Stadt, 1898
Oettermann,
Stephan: Zeichen auf der Haut. Die Geschichte der Tätowierung in Europa.
2. Auflage Hamburg 1994 [1985]
Ornament
und Abstraktion. Kunst der Kulturen, der Moderne und der Gegenwart
im Dialog. Ausstellung
2001 in Basel
Jörg H. Gleiter:
Rückkehr
des Verdrängten. Zur kritischen Theorie des Ornaments in der architektonischen
Moderne, Weimar 2002
Wagner, Otto: Moderne Architektur, 1898
Ebe, Gustav: Versuche
in moderner Bau-Ornamentik , In: Deutsche Kunst und Dekoration.
- 9 (1901-02).
Taut, Bruno: Die
neue Baukunst in Europa und Amerika, Stuttgart 1929
Winkler, Klaus-Jürgen:
In der Wiege lag noch kein weißer Würfel. Zur Architektur am frühen
Bauhaus,
in: Das
Bauhaus und Johannes Ittgen, Berlin 1994
Bloomer, Kent: The nature of ornament. Rhythm and metarmophosis in architecture,
New York/London
2000
Gombrich, Ernst H.: Ornament und Kunst. Schmucktrieb und Ordnungssinn
in der
Psychologie des dekorativen Schafffens, Stuttgart 1982
Müller, Michael: Die Verdrängung des Ornaments. Zum Verhältnis
von Architektur und Lebenspraxis, 1977
Schütte,
Ulrich: Ordnung und Verzierung. Untersuchungen zur deutschsprachigen
Architekturtheorie
des 18. Jahrhunderts, Branschweig/Wiesbaden 1986
Moritz, Karl Philipp: Vorbegriffe zu einer Theorie der Ornamente, 1793
- Nachdruck: Nördlingen 1986
Krubsacius, Friedrich August: Kurze Untersuchung des Ursprungs der Verzierungen,
der Veränderung
und des Wachstums derselben, bis zu ihrem itzigen Verfall.
In: Das
Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit, Leipzig 1759
Behringer, Anton: Neuzeitliche Putzarbeiten. Innen und Außen.
Ein Handbuch
für
Architekten und Lehrer. Ravensburg 1968
Kitsch und Kunst in Dresden. Gedanken
über "Angriff der Zuckerbäcker" - Von Thomas Kantschew
Berlin,
Februar 2004
Schmücken, künstlerisches Gestalten von Fassaden - neue
Beispiele: |